Portoferraio
Portoferraio

dolce vita in bella italia - giorno nove

la tempesta

freitag, 24. oktober 2025

Nach einer unruhigen Nacht stand ich früh auf und versuchte, die Fensterläden der Balkontür zu öffnen, doch die Stühle waren davor verkeilt. Reiner schaffte es, sie zur Seite zu schieben. Einer der Plastikstühle war über den Tisch hinweg auf die andere Seite geweht worden, doch zum Glück waren alles noch da. Die Tischdecke und den Aschenbecher hatten wir zum Glück rechtzeitig hereingenommen. Auf dem Balkon machten wir wieder Ordnung, bevor wir frühstücken gingen.

Auf dem Weg sah ich, dass mehrere Müllcontainer umgekippt waren - selbst der Glascontainer lag auf der Seite. Daher stammte wohl der nächtliche Lärm. Überall lagen Stühle, Blumentöpfe und haufenweise Piniennadeln - zumindest nehme ich an, dass es Piniennadeln waren - auf Strassen und Trottoirs.

Marina di Campo

Der Sturm hatte die Wolken weggeblasen. Bei herrlichem Sonnenschein trotzten wir dem Wind und assen auf der Terrasse, was gar nicht mal so einfach war. Der Wind versuchte, uns die Brioche zu entreissen. Es gelang ihm immerhin, die Nüsse und ein paar Krumen fortzufegen, und einem Stuhl musste ein Gast gar hinterherrennen, um ihn zurückzuholen.

Als wir mit unseren Koffern zum Parkplatz gingen, waren die Stadtmitarbeiter bereits emsig dabei, den Unrat zu beseitigen.

Wir waren früh dran. Um elf sollten wir in Portoferraio sein, um 10:20 Uhr trafen wir breits ein.  Einige Autos und Wohnmobile hatten schon mehrere Reihen gebildet; offenbar warteten sie auf frühere Fähren.

Ein Mitarbeiter scannte unser Ticket und meinte etwas von elf Uhr. Ich freute mich, dass wir wohl eine halbe Stunde früher loskonnten. Er wies uns energisch an, schräg an die Poleposition einer neuen Reihe zu fahren - sehr zum Missfallen des Audi-Fahrer neben uns, der prompt ein paar Zentimeter vorfuhr, um seine Nase wieder vor unserer zu haben.

Die Zeit verstrich, doch noch immer keine Fähre in Sicht. Erst um elf Uhr traf die bunt bemalte Moby Niki ein. Fussgänger verliessen das Schiff, dann rollten Lastwagen, Wohnwagen, drei Reisecars und eine endlose Kolonne Autos heraus. Als auch das letzte Fahrzeug ausgeladen war, winkte uns der Mitarbeiter vor, doch der Audi-Fahrer blockierte noch immer den Weg, also durfte er, ganz der Held des Hafens, als erster fahren. Leider hatte er keine Ahnung, wohin, was die Männer mit lauten "Avanti, avanti!"-Rufen quittierten.

Moby Niki
Moby Niki

Wir folgten ihm auf Deck 5 und uns nach hinten aufs offene Oberdeck.

Der Seegang war gewaltig! Die Fähre schwankte von einer Seite auf die andere. Obwohl wir einige Meter über dem Meer sassen, wurden wir von den Wellen nassgespritzt. Das Salzwasser hinterliess auf den Brillen einen milchen Film, ich sah die Umgebung nur noch wie durch Nebel. Eine Lautsprecherdurchsage forderte die Passagiere an, sich wegen der widrigen Bedingungen ins Innere zu begeben. Das war leichter gesagt als getan. Beidseitig am Geländer festhaltend stiegen wir vorsichtig die steile Treppe hinunter. Bei einer besonders hohen Welle gingen wir beide in die Knie.

Drinnen angekommen, setzten wir uns an einen Tisch. Das Restaurant war geschlossen, die losen Stühle rutschten hin und her, und manch einer im Raum war grün um die Nase. Ich hoffte bloss, dass keiner neben mir erbrechen würde - sonst hätte es mich auch gleich erwischt.

Die Überfahrt dauerte rund anderthalb Stunden, also doppelt so lange wie geplant. Da wir ohnehin verspätet abgelegt hatten, erreichten wir Piombino fast eine Stunde später als vorgesehen.

noch ruhig auf der Moby Niki
Gaby auf der Moby Niki

Die Fahrt nach Mailand verlief dann besser als erwartet. Trotz vieler Baustellen und dichtem Verkehr kamen wir ohne Stau durch. Wir hielten mehrmals für kurze Pausen an.

Als wir in Mailand ankamen, war es bereits dunkel. Ich war etwas angespannt, denn die Autos drängelten sich kreuz und quer, Motorräder schossen links und rechts vorbei, und schwarz gekleidete Fussgänger schienen zu glauben, die Strasse gehöre ihnen.

Doch wir kamen unfallfrei beim Hotel in Bahnhofsnähe und fanden sogar direkt vor der Tür einen Platz, um kurz zu parkieren. Nach dem Einchecken brachten wir das Gepäck aufs Zimmer im Nachbarhaus und gaben gleich darauf das Mietauto zurück - alles problemlos.

Zum Abschluss gingen wir gegenüber ins Planeta Luna. Zur Vorspeise teilten wir uns Bruschette mit Stracciatella, Zitrone und Sardellen. Ich genoss ein letztes Mal Meeresfrüchte - Paccheri mit Calamaretti -, während Reiner Ravioli mit Spinat und Ricotta bestellte. Das Essen schmeckte hervorragend, trotz der etwas höheren Preise und der internationalen Gäste.

Planeta Luna
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