cresima
samstag, 18. oktober 2025
Eine gute halbe Stunde bevor die Firmung begann, sassen wir bereits in der Kirche und hielten Plätze für Familie und Freunde frei. Der Raum füllte sich rasch - alle Stühle waren belegt, nur die Kirchenbänke vorne blieben noch leer für die Firmlinge mit ihren Göttis und Gottis. Ein Geschnatter, ein Kommen und Gehen, ständiges Tuscheln und Begrüssen - und immer wieder mahnte der Pfarrer zur Ruhe, was jeweils nur kurz Wirkung zeigte.
Pünktlich um halb elf zogen die Kinder mit ihren Paten, die Ministranten mit Weihrauchfässern, der Pfarrer und der Bischof ein. Hälse reckten sich, Köpfe drehten sich - da ein Lächeln, dort ein Winken, wenn jemand sein Kind entdeckte. Mein Göttibueb war das letzte von siebzig Kindern.

Der Pfarrer war mir, wie schon im Vorjahr an der Erstkommunion, sehr sympathisch. In einfacher, kindgerechter Sprache sprach er zu den Firmlingen, die ihn ehrfürchtig anschauten.
Die Kirche war zum Bersten voll. Links und rechts der Kirchenbänke im vorderen Bereich durften die Eltern ganz nahe bei ihren Kindern sitzen. In den hinteren Reihen hingegen reichte der Platz nicht aus, sodass viele stehen mussten.
Selbst während der Zeremonie blieb es laut: es wurde getuschelt, Leute wanderten umher - alle mit Handys bewaffnet, um ein "ihr" Kindes zu fotografieren. Einer hielt sein Telefon sogar ans Ohr. Ich konnte kaum glauben, dass jemand während einer Messe telefonierte.
Die Menschen hatten sich herausgeputzt, auch die Kinder trugen ihre schönsten Kleider. Manche Mädchen sahen in ihren festlichen Kostümen mit farblich abgestimmter Handtasche fast ein wenig verkleidet aus.
Im Anschluss versammelte sich Familie und Freunde in der Wohnung meiner Schwägerin. Ein grosszügiges Buffet mit italienischen Köstlichkeiten war aufgebaut, Prosecco und Wein flossen in Strömen. Auch Dessert, Grappa und Caffè durften nicht fehlen.



Ich liebe diese lauten Familienfeiern, so anders als jene in meiner Kindheit. Diesmal genoss ich das bunte Treiben noch mehr - auch, weil ich inzwischen ein paar Worte Italienisch verstehe.
Nach und nach verabschiedeten sich die Gäste, und es wurde ruhiger. Auch wir machte uns langsam auf den Weg zurück ins Hotel.