Hafen von San Diego
Hafen von San Diego

USA 2022 - 05 san diego - scottsdale

Wir besuchten Seepferdchen und anderes Meeresgetier, flanierten durch Altstadt, verbrachten einen Tag im wundervollen Balboa Park und zum Abschied gab es noch ein bisschen Sightseeing, bevor wir San Diego Richtung Scottsdale / Phoenix verliessen. Auf dem Weg gab es Kakteen, soweit das Auge reichte.

von seepferdchen und anderem meeresgetier

Am Morgen holten wir an der Rezeption einen Beutel mit einem Breakfast-Burrito und setzten uns an einen der Tische in der Lobby. Huch, der Burrito musste ja erst in der Mikrowelle gewärmt werden, also gingen wir wieder hoch ins Zimmer. Das Frühstück bestehend aus diesem Burrito, einem kleinen Saft und ebenso kleinen Wasser, einem Müesliriegel und einem Apfel löste bei uns keine Begeisterungsstürme aus.

Wir gingen zur Trolley-Haltestelle und waren gespannt, ob die App funktionierte. Problemlos wurde der Fahrpreis abgebucht und wir stiegen in die Blue Line und fuhren bis Old Town, wo wir in den Bus Nummer 30 umstiegen. Schon im Hotel hatte ich versucht, ein Ticket für das Birch Aquarium zu kaufen, doch meine Kreditkarte wurde nicht akzeptiert. Auf der einstündigen Fahrt im Bus versuchte ich es nochmals mit sämtlichen Karten: Fehlanzeige. Wir hofften, trotzdem ins Aquarium gelassen zu werden, obwohl auf der Website stand, dass Online-Reservationen zwingend erforderlich seien.

Eine alte Frau setzte sich im Bus in den Bereich für Menschen mit Beeinträchtigungen. Sie fiel mir auf, weil sie riesige Füsse hatte. Neben uns sah ein Paar in unserem Alter aus, als wären sie ebenfalls Touristen. Sie verfolgte die Fahrt in Google Maps und schien etwas nervös zu sein. Das Paar stieg an der gleichen Haltestelle aus, wie wir, die alte Frau hatte den Bus zwei oder drei Stationen vorher verlassen.

Der kurze, aber steile Weg zum Aquarium hoch trieb mir den Schweiss auf die Stirn. Reiner setzte sich auf eine Mauer vor dem Eingang und ich folgte dem Schild "Tickets". Die Frau an der Kasse verkaufte mir problemlos die Eintrittskarten, ihr waren die Schwierigkeiten mit dem Online-Kauf bekannt.

Das Aquarianer-Team vom Birch Aquarium züchtet seit mehr als 20 Jahren Seepferdchen in Gefangenschaft. Sie haben eine Reihe von Seepferdchenarten herangezogen und mit über 100 Institutionen der Association of Zoos and Aquariums geteilt, um den Schutz der Seepferdchen zu fördern. Seit 2012 konzentrieren sie sich auch auf das Seadragon-Zuchtprogramm. Seit mehr als 20 Jahren werden junge Korallen für andere Aquarien und Zoos aufgezogen, um den Druck auf die Wildpopulation zu verringern. Neben unzähligen verschiedenen Arten von Seepferdchen sahen wir noch Pazifische Riesenkraken, Quallen, unechte Karettschildkröten und diverse Fische in der Hall of Fishes. In der Mitte dieses Bereichs trafen wir im "Giant Kelp Forest" (Riesiger Seetangwald) auf das Pärchen aus dem Bus, das ebenfalls die Leopardenhaie, Muränen und den vom Aussterben bedrohten Schwarzen Seebarsch bestaunte.

Ein Highlight für die vielen Schulkinder war der Tide Pool Plaza. Dort konnten sie Seesterne, Seeanemonen, Einsiedlerkrebse, Seegurken, Hummer und andere Organismen, die in der felsigen Gezeitenzone zu Hause sind, aus nächster Nähe erleben. Mit bunten Sonnenschildern ausgestattet, wuselten die Kinder umher, hörten interessiert zu, was die Aquariummitarbeitenden zu sagen hatten und streckten voller Begeisterung ihre Hände in die Pools, um zu fühlen, was sich da drin bewegte.

Der Tide Pool Plaza bot ausserdem einen der spektakulärsten Aussichten auf das Meer in San Diego. Dieser atemberaubende Platz im Freien mit Blick auf La Jolla und den Pazifischen Ozean war für uns ein grossartiger Ort, um die Küstenbrise und den Panoramablick zu geniessen.

Der "Oddities - Hidden Heroes of the Scripps Collections" konnte ich nicht ganz so viel abgewinnen. Es war eine von Comics inspirierte Ausstellung, die die Anpassungen (auch bekannt als Superkräfte) von Meeresarten hervorhob. Interessanter fand ich die Ausstellung "Expedition at Sea", wo die Forschung auf hoher See erklärt wurde. Zum Schluss besuchten wir noch "Shark Shores", wo Leopardenhaie und Stachelrochen herumschwammen. Leider waren der Zugang zu den Zwergpinguinen geschlossen, die putzigen Kerlchen hätte ich zu gerne gesehen.

Wir setzten uns noch für ein Weilchen ins Splash Café und schauten zu, wie ein Schulbus vorfuhr. Immer mehr Kinder versammelten sich auf dem Platz. Die Kinder mit den rosa Sonnenschildern stellten sich vor dem Bus in eine Reihe und durften einsteigen. Es folgten die chaotischen neongrün bemützten Kinder. Eines verlor seine Jacke, ein anderes tanzte aus der Reihe. Ganz anders waren die orangen Kinder, die als letzte Gruppe in den Schulbus einsteigen durfte und sehr brav waren. Dann kehrte wieder Ruhe ein.

An der Bushaltestelle warteten wir nicht lange, da kam auch schon der Bus. Aber wo war der Scanner, um den QR-Code der Pronto San Diego-App auszulesen? Ups, das war der falsche Bus, der richtige folgte ein paar Minuten später. Nach zwei Haltestellen sah ich grosse Füsse und als ich die dazugehörige Frau anschaute, lachte sie laut und meinte, was für ein Zufall das sei, zweimal im selben Bus zu sein.


old town san diego state historic park

Nun war der Old Town San Diego State Historic Park an der Reihe. Es ist vielmehr ein Museum, in dem die Geschichte des früheren San Diego erlebt werden kann, als eine wirkliche Altstadt. Der Kern der restaurierten originalen historischen Gebäude aus der Interpretationszeit wurde durch rekonstruierte Stätten ergänzt, zusammen mit Gebäuden aus dem frühen 20. Jahrhundert, die im gleichen Stil entworfen worden waren. Fünf originale Adobe-Gebäude sind Teil des historischen Parks, der Museen, einzigartige Läden und mehrere Restaurants umfasst. Der Historic Plaza bietet Platz für Versammlungen und historische Aktivitäten. Wir drehten eine Runde, gönnten uns in einer Bar ein kühles Getränk, dann hatten wir genug von Old Town gesehen und fuhren mit dem Trolley zum Santa Fe Depot, von wo wir zum Hafen gingen und die USS Midway anschauten.

kriegsschiff, ein küssender matrose und seafood vom feinsten

Der historische Flugzeugträger USS Midway ist ein Museumsschiff am Navy Pier. Er wurde bereits im Jahr 1945 kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs offiziell in Betrieb genommen und war bis 1992 nach dem Einsatz im ersten Irak-Krieg im Einsatz. Mit seinen 305 Metern Länge und 73 Metern Breite war er lange Zeit das grösste Schiff der Welt. Wir begnügten uns mit der Aussenansicht, wo wir beobachten konnten, wie ein Helikopter vom Schiff aus startete und wieder dahin zurückkehrte.

Daneben im Tuna Harbor Park steht die berühmte Statue "Kissing Sailor Statue" alias "Unconditional Surrender" oder "Embracing Peace". 1945 hatte Alfred Eisenstaedt einen Matrosen fotografiert, der eine Krankenschwester auf dem Times Square geküsst hatte und dies nur Minuten nachdem sie von der Kapitulation Japans vor den USA gehört hatten. Dieses Bild wurde im Magazin "LIFE" veröffentlicht und wurde zur berühmtesten Fotografie des Zweiten Weltkriegs. Es symbolisierte das Gefühl, das das Ende des Krieges ausgelöst hatte. Dieses Foto diente J. Seward Johnson als Grundlage für die Erschaffung der mehr als 7.5 Meter grosse Statue. Ich hatte schon viele Bilder davon gesehen, aber vor der riesigen Statue des küssenden Matrosen zu stehen, war schon beeindruckend.

Ebenfalls im Tuna Harbor Park befindet sich "National Salute to Bob Hope and the Military". Das sind fünfzehn Bronzestatuen, die so angeordnet sind, als würden sie einer Bob Hope-Show beiwohnen. Unser Hauptaugenmerk galt dem Restaurant ein paar Schritte davon entfernt. Wir fragten nach einem Platz im "The Fish Market" und konnten uns in die Warteliste eintragen lassen. Nur ein paar Minuten später bekam ich ein SMS, dass der Tisch für uns parat sei.

Ich bestellte "Crab Cioppino". Was mir da serviert wurde, war der absolute Wahnsinn! Ich bekam butterzarten Fisch, saftige Scampis, verschiedene Muscheln, darunter perfekt gebratene Jakobsmuscheln und Krabbenbeine kombiniert mit einer aromatischen hausgemachten Marinara-Sauce und Linguine. Auch Reiners Mahi Mahi kombiniert mit Blumenkohl mit Granatapfellack und seinem Lieblingssalat, den Cole Slaw, war auf den Punkt. Ein bisschen wenig vielleicht, aber er bekam von meinem Gericht eine ordentliche Portion ab.

Schräg gegenüber sass eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Das halbe Essen landete auf dem Boden und dem kleineren der beiden kippte der Milchshake über Stuhl und Boden. Wäre uns das passiert, als wir noch klein gewesen waren, hätte meine Mutter alles dafür getan, das Malheur zu beheben und hätte sich tausend Mal bei der Belegschaft entschuldigt. Nicht so diese Mutter. Sie wischte mehr schlecht als recht den grössten Dreck mit der roten Stoffserviette vom Tisch und vom Kind. Als sie, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne den Kellner informiert zu haben, das Restaurant verliessen, sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Der Kellner kam, wischte Tisch, Stühle und Boden, deckte den Tisch neu ein und innert kürzester Zeit sah es so aus, als wäre nie was gewesen.

Zum Abschluss eines gelungenen Tages gab es noch einen wunderschönen Sonnenuntergang, dann war's das so langsam für heute.


ein tag im balboa park

Wir wollten nicht wieder das Frühstück in der Mikrowelle wärmen, deshalb nahmen wir das Breakfast Sandwich. Doch auch das war nur warm geniessbar, also doch wieder hoch ins Zimmer und das Frühstück aus der Tüte vertilgen. Gegenüber dem Hotel gab es einen Starbucks. Reiner holte für mich einen Chai Latte und für sich einen Kaffee. Der Starbucks ist bei Google mit 4.4 von 5.0 bewertet und das zu Recht. Im Gegensatz zu anderen Niederlassungen war diese Filiale hell, modern und frisch. Die Einrichtung bestand aus pflegeleichtem Holz und Kunststoff, keine siffigen Stoffmöbel.

Gestärkt gingen wir zu einer Bushaltestelle in der Front Street, an der Obdachlose herumlungerten. Es stank nach Urin - hörte das denn nie auf? Zum Glück brauchten wir nicht lange auf den Bus warten, der uns zum Balboa Park führte. Beim Aussteigen kam uns ein betörender Duft entgegen, der von den unzähligen, wundervollen Blüten im Inez Grant Parker Memorial Rose Garden herrührte. Ein Meer aus Rosen blühte in den unterschiedlichsten Farben und Farbkombinationen. Kein Wunder, war der Garten ein preisgekrönter All-American Rose Selection Display Garden.

Gleich daneben war ebenfalls ein Garten, aber dieser beherbergte Wüstenpflanzen. Die Sukkulenten und dürreresistenten Pflanzen aus der ganzen Welt stimmten uns auf das ein, was noch kommen würde. Die Blütezeit war Anfang Mai zwar vorbei, aber wegen ihrer ungewöhnlichen Formen waren sie trotzdem sehr interessant. Ein Gärtner sprach mich an und wollte wissen, woher ich käme. Oh, in die Schweiz wolle er auch mal zum Basejumping. Ich meinte, das sei aber gefährlich, darauf grinste er und meinte, das wisse er, er wolle es aber trotzdem. Einige kleine Nager wuselten herum. Auf einmal pfiff es wahnsinnig laut. Ich schaute mich nach dem Vogel um, da sah ich, dass die Laute von einem entrüsteten Hörnchen kamen, das sich wohl über unseren Besuch aufregte. Ich filmte den kleinen Schreihals und liess ihn dann in Ruhe.

Eine Brücke führte in den Ostteil des Balboa Parks. Ich freute mich auf das Botanical Building, doch dieses war wegen Renovierung für eineinhalb bis zwei Jahre geschlossen. Uns blieb nur ein Blick auf den Seerosenteich davor und auf den Bauzaun vor dem Bauwerk mit der grössten Lattenkonstruktion der Welt. Auch die Museen waren - vermutlich wegen Corona - geschlossen. Wir verbrachten trotzdem fast den ganzen Tag im Park mit Spazieren, Fotografieren, Filmen, Leute beobachten und Strassenkünstlern zuhören. Wir besuchten Spreckels Organ Pavilion, eine Open-Air-Orgel. Es ist die weltweit grösste Pfeifenorgel in einem vollständig im Freien gelegenen Veranstaltungsort. Am Sonntagnachmittag gibt es jeweils ein kostenloses Orgelkonzert. Während des Sommers bietet "Twilight in the Park" dienstags, mittwochs und donnerstags gemischte populäre Konzerte, doch wir hatten noch Frühling und somit blieb die Orgel während unseres Aufenthalts verborgen. Jemand spielte mehr schlecht als recht im Hintergrund, aber auf das grosse Konzert mussten wir verzichten.

irren ist menschlich

Wir fuhren ein paar Stationen mit dem Bus und stiegen bei der Haltestelle City College in den Trolley um. Je länger je mehr verliessen wir Downtown und als immer mehr Hafenarbeiter zustiegen und Hafenkräne vorbeizogen, beschlich mich das Gefühl, in die falsche Richtung unterwegs zu sein. Wir stiegen aus und fuhren mit dem nächsten Zug zurück. Lachend über so viel Ungeschick überhörten wir eine Durchsage und merkten erst beim Losfahren von einer der Haltestellen, dass wir wieder zurückfuhren. Beim dritten Anlauf schafften wir es dann, in Little Italy anzukommen.

Für das Nachtessen gingen wir ins nahe gelegene Burgeon Beer. Für mich gab es Nachos mit Mahi Tuna und für Reiner Wings mit einer scharfen Marinade. Dazu wählten wir das auf der Menükarte empfohlene Bier. Mir gefielen die Atmosphäre und die Bedienung, auch wenn sie etwas unaufmerksam war. Das Essen war kreativ und schmeckte wie das Bier ausgezeichnet.


noch ein bisschen sightseeing zum abschied

Ein weiterer Fahrtag wartete auf uns. Ich war früh wach und holte an der Rezeption das Frühstück und steckte das Sandwich schon mal in die Mikrowelle, bis Reiner ebenfalls aufstand. Im gegenüberliegenden Starbucks gönnten wir uns noch ein Heissgetränk, bevor es zum Auschecken und weiter am Hafen entlang bis zum Imperial Beach ging. Dort bogen wir auf die Strasse nach Coronado ab. In Coronado fuhren wir durch ein Wohnquartier. Ein Häuschen war hübscher als das andere. Da liesse es sich sicher gut wohnen.

Die Coronado Bridge, die wir gestern auf unserem Irrweg vom Trolley aus gesehen hatten, führte uns zurück in die Innenstadt und zur Halbinsel Point Loma bis ganz an die Spitze zum Cabrillo National Monument. Endlich wieder mal ein Ort, an dem ich meinem Passport einen Stempel verpassen konnte. Trotz Dunst gefiel mir die Aussicht auf Coronado, die Skyline von San Diego und das offene Meer hinaus. Noch besser war sie auf dem Weg zum Old Point Loma Lighthouse, das den höchsten Punkt des Parks markierte. Der alte Leuchtturm war 1891 geschlossen worden, weil Nebel und niedrige Wolken oft das Licht an ihm verdeckt hatten. Nun dient er als Museum, in dem Besucher einige der Wohnbereiche besichtigen können. Eine steile enge Treppe führte ins obere Geschoss. Hinter dem Gebäude war ein kleiner Gemüsegarten angelegt worden.

 

Bevor wir das National Monument verliessen, bogen wir noch in die Cabrillo Road ab und liessen den Blick von den Aussichtspunkten über das Meer schweifen. Drei Walbeobachtungsboote waren draussen und blieben an Ort und Stelle stehen, wo wir der Meinung waren, dort Wale gesichtet zu haben. Aber ohne Feldstecher liess sich das nicht mit Sicherheit behaupten.

Noch waren wir nicht fertig mit dem Sightseeing und noch nicht bereit, San Diego zu verlassen. Es folgte ein Abstecher zur Spruce Street Suspension Bridge. Auf dieser Hängebrücke über den Spruce Canyon waren zwei junge Frauen mitten in einem Fotoshooting oder zumindest versuchten sie es. Kaum hatte sich die eine in Pose geworfen, musste sie jemandem Platz machen, damit er vorbeigehen konnte. Die Mädchen liessen sich davon nicht die Laune verderben. Auch als ich bis zur Mitte dieser schaukelnden Fussgängerbrücke und wieder zurück ging, lachten sie bloss und meinten, es sei kein Problem.


adiós san diego, volveremos

Mit einer Fahrt durch den Balbao Park und unter der Cabrillo Bridge hindurch, verliessen wir die Stadt. Wir kamen immer näher an die mexikanische Grenze und konnten den langen Grenzzaun sehen. Inzwischen hatte ich das Ruder übernommen. In der Nähe von Jacumba hielt ich in den In-Ko-Pah Mountains auf einer Höhe von 910 Metern beim Desert View Tower an. Der Steinturm war ab 1922 von Bert Vaughn, einem Immobiliententwickler aus San Diego, dem Jacumba gehörte, über mehrere Jahre hinweg gebaut worden. Vaughn hatte ihn den Pionieren und Strassen- sowie Einbahnbauern, die das Gebiet erschlossen hatten, gewidmet. Der fünfstöckige Turm beherbergt ein Museum und hat eine Aussichtsplattform im oberen Geschoss.

Erst viel später habe ich erfahren, dass die Müllhalde am Zufahrtsweg zum Turm eine Sehenswürdigkeit war und "Coyote's Flying Saucer Retrieval and Repair Service" hiess. Ich hatte das Gefühl, dass dort alles zurückgelassen worden war, was niemand mehr gebrauchen konnte und niemand haben wollte.

dunas número tres

Der kürzeste Weg nach Yuma wäre auf dem U.S. Highway 8 gewesen, aber dann hätten wir die Algodones Dunes verpasst, was sehr schade gewesen wäre.

Das Sanddünenfeld ist etwa 72 Kilometer lang und 9.7 Kilometer breit. Es erstreckt sich entlang einer Nordwest-Südost-Linie, die den vorherrschenden nördlichen und westlichen Windrichtungen entspricht. Beim Hugh T. Osborne Lookout parkierten wir auf dem grossen Parkplatz, rundherum waren Dünen. Ein grosses Wohnmobil stand als einziges Fahrzeug mitten auf dem Platz. Es gehörte einem Team, das dabei war, Fotos von einem Modell in wehenden Gewändern auf einer der Dünen zu schiessen. Sowohl das Team wie auch dessen Equipment sah sehr professionell aus. Ich bin mir sicher, dass da wundervolle Bilder entstanden sind.


kakteen, soweit das auge reicht

Mit Überqueren des Colorado Rivers in Yuma erreichten wir Arizona. Kein bemerkenswertes Schild mit hübscher Grafik, sondern nur eine langweilige Tafel mit Aufschrift "Arizona State Line" markierte die Grenze.

Wir blieben eine Nacht in Yuma, dann fuhren wir auf dem U.S Highway 8 bis Gila Bend, wo wir rechts Richtung Süden abbogen. Zwei Auto waren vor uns, als von links auf einmal ein Spinner herausgeschossen kam und beinahe frontal in das vorderste Fahrzeug geknallt wäre, bevor er die Kurve kriegte und auf der Gegenfahrbahn an uns vorbeifuhr. Nur eine Vollbremsung aller Fahrzeuge hatte einen Unfall verhindert. Der Fahrer des ersten Wagens hielt am Strassenrand an. Vermutlich musste er den Schock erst einmal verdauen.

Direkt an der mexikanischen Grenze liegt das Organ Pipe Cactus National Monument. Der Park ist der einzige Ort in den USA, an dem Senita- und Orgelpfeifenkakteen wild wachsen. Es gibt zwei unbefestigte Panoramastrassen: Der 21 Meilen lange Ajo Mountain Drive und der wesentlich längere Puerto Blanco Drive.

Durch seine Lage war der Park einem anhaltenden, stetigen Zustrom von Einwanderern und Drogenkurieren aus Mexiko ausgesetzt gewesen. Er hatte als der gefährlichste Nationalpark gegolten und ein Grossteil des Parks war 2003 geschlossen worden. Erst nachdem Überwachungstürme, Fahrzeugsperren und Fussgängerzäune entlang der Grenze installiert worden waren, wurde das Hinterland wieder geöffnet.

Das Visitor Center war zu Ehren von Ranger Kris Eggle benannt worden, der 2002 während einer Operation der United States Border Patrol von einem Drogenschmuggler erschossen worden war. Wir wurden wie in jedem Besucherzentrum sehr freundlich empfangen. Auf meine Frage, welche der beiden Drives sich für uns besser eignen würde, meinte der Ranger, dass nur der Ajo Mountain Drive möglich sei. Für den Puerto Blanco Drive sei ein Vierradantrieb erforderlich oder zumindest dringend empfohlen. Er überreichte uns den Ajo Mountain Drive Guide und ich war sehr überrascht, dass ausgerechnet in diesem abgelegenen Fleckchen der Erde dieser in deutscher Sprache verfügbar war.

Mit dieser Broschüre bewaffnet starteten wir den Ajo Mountain Drive, der auf der gegenüberliegenden Strassenseite begann. Es gab 18 Wegpunkte, die ausführlich beschrieben waren. Ups, den ersten Punkt hatten wir bereits verpasst, dabei hatten wir alle Stopps ausgiebig erkunden wollen. Kurz nach dem zweiten Halt begann der eigentliche Loop, eine Einbahnstrasse vorbei an den namensgebenden Orgelpfeifenkakteen sowie an Saguaros, Chollas und Fasskakteen.

Bei einem besonders schönen Organ Pipe Cactus, stieg ich aus und näherte mich dem Prachtexemplar, um es aus der Nähe zu betrachten. Es stand nur wenige Meter von der Strasse entfernt. Aua! Beim Zurückgehen stach mich etwas heftig in die Fusssohle. Ich humpelte zum Auto und zog den Schuh aus. Ein Kaktusstachel hatte sich tief in die dicke, aber weiche Gummisohle meiner Schuhe gebohrt. Ich zog ihn heraus und stellte fest, dass die komplette Sohle über und über voll kleinen und grossen Stacheln war. Es erwies sich als Segen, ein Schweizer Taschenmesser und ein Werbegeschenk in Kreditkartengrösse mit ein paar Werkzeugen wie Messer, Schere und einer Pinzette dabeizuhaben. Reiner nahm sich den einen Schuh vor, ich den anderen. Minutenlang zupften wir mit Pinzetten bewaffnet einen Stachel nach dem anderen aus den Schuhen. Das war mir eine Lehre: Nie wieder würde ich einfach so in ein Kakteenfeld treten.

Die Landschaft durch Desert Washes und in die Ajo Mountains hinauf war wunderschön. So weit wie das Auge reichte, gab es Kakteen und andere Wüstenpflanzen zu entdecken. An einem überdachten Picknick-Platz legten wir ein Päuschen ein. Bei grandioser Aussicht verpflegten wir uns aus der Kühlbox. Das Leben konnte so schön sein.

gaby der strassenrowdy – oder auch nicht

Als Reiner müde wurde, gab es einen Fahrerwechsel. Ich hielt beim Visitor Center für einen WC-Stopp, da fragte mich der Ranger, der uns ein paar Stunden zuvor beraten hatte, wie uns der Loop gefallen habe. Ich kam aus dem Schwärmen nicht heraus.

Auf einmal war es so ruhig im Auto. Ach, wir hatten wieder Asphalt unter den Rädern. Ein paar Meilen und dann stand eine Border Control an. Ich war etwas nervös, hoffte, dass ich alles richtig verstehen würde. Der Mann, der mich anhielt, hatte eine dunkle Hautfarbe und sah blendend aus. Mit einem netten Lächeln begrüsste er uns und fragte, ob wir aus den USA kämen. Nein, wir kämen aus der Schweiz. Wart Ihr im Park? Ja! Ob ich auch einen Schweizer Pass dabeihabe und ob er den mal anschauen dürfe? Ja klar! Ich griff nach hinten in meinen Rucksack und fragte mich später, ob das eine gute Idee gewesen war. Wie lange wir denn in den USA blieben, wollte er noch wissen und auf die Antwort, dass wir uns auf einer achtwöchigen Rundreise befänden, meinte er: "Wow!" Er wünschte noch eine gute Reise und winkte zum Abschied. Das war ja mal ein netter Border-Controller.

Das Fahren machte mir unheimlich viel Spass. Ich hielt mich strikt an die Verkehrsregeln, vor allem an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Der Tempomat war mein bester Freund. Peinlich wurde es mir, als ich einen ordentlichen Zug an Autos anführte, aber das Risiko, wegen Geschwindigkeitsübertretung angehalten zu werden, wollte ich partout nicht eingehen. An einer übersichtlichen Stelle überholte mich die Kolonne und ich konnte wieder ruhigen Gewissens die schöne Gegend durch das Sonoran Desert National Monument geniessen.

In der Ferne stiegen dicke, schwarze Rauchschwaden auf, ich konnte aber nicht erkennen, was es war. Wir entfernten uns von dem Brand und näherten uns Phoenix. Da hatte ich keine Lust mehr und überliess Reiner das Ankommen in der Stadt, in der wir die nächsten vier Nächte verbringen wollten.

Um genau zu sein, waren wir nicht in Phoenix selbst untergebracht, sondern in dem angrenzenden Scottsdale, das mit seinen 220'000 Einwohnern grösser als die zweitgrösste Schweizer Stadt war. Bei der Ankunft im Hotel wurde uns mitgeteilt, dass das Housekeeping nur auf Request angeboten würde und der etwas verwirrte Herr an der Rezeption nannte uns die Frühstückszeiten. Moment, wir hatten doch ohne Frühstück gebucht. Doch, doch, ein kleines Frühstück sei im Zimmerpreis inbegriffen. Auch nicht schlecht.

Die Zimmer waren auf drei Geschossen rund um den Poolbereich angeordnet. Sowohl die türkisfarbenen Liegestühle wie auch ein paar in derselben Farbe gestrichenen Fassadendetails gaben dem ansonsten eher einfachen Hotel einen frischen Touch. Unser Zimmer war gross und war mit zwei Fernsehern ausgerüstet, von welchen wir keinen je anschalten würden. Noch nie hatten wir in den USA das Bedürfnis fernzusehen, da zog es uns raus in die Natur, die wir zu Hause in der Form nicht haben. Und abends mussten Bilder sortiert und gespeichert, sowie die Erinnerungen für den Reisebericht notiert werden.

Wir machten uns frisch und überquerten die gut befahrene Strasse, um auf der gegenüberliegenden Seite essen zu gehen. Es war ein japanisches Restaurant, das sehr trendy eingerichtet war. Nach kurzer Wartezeit bekamen wir einen Tisch. Nach dem Essen mussten wir wieder über diese Strasse ohne Fussgängerstreifen, was für heute eindeutig die grösste Herausforderung war.

 

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