Gnuwanderung in der Masai Mara
Gnuwanderung in der Masai Mara

kenia - einzigartige gnuwanderung - Zentrales kenianisches Hochland

zentrales kenianisches hochland

Die Rhino Watch Lodge liegt auf 2‘000 Meter über Meer und ist unweit des Aberdare-Gebirges. Bianca und Snoopy, zwei weisse Hunde, begrüssen uns. Die Lodge ist sehr schön gelegen. Wäre es nicht so dunstig, könnte man zumindest von den oberen Zelten und Chalets aus den Mount Kenya sehen. So aber können wir seine Existenz bloss erahnen. Es ist merklich kühler, als noch in tieferen Gefilden. Als die Sonne verschwindet, beginne ich zu frieren und mache mir Sorgen, wie ich es in der Nacht und vor allem am nächsten Tag im offenen Geländewagen aushalten soll. Meine Pullover und die Regenjacke sind nicht so warm, wie ich sie mir jetzt wünschen würde. Ich hätte Moses mal besser nicht ausgelacht.

Die andere Gruppe, die bereits gestern angereist ist, kommt frierend von ihrem Ausflug ins Aberdare-Gebirge zurück. Eine Frau kann sich erst nach einer heissen Dusche wieder einigermassen aufwärmen, bleibt aber den ganzen Abend in ihre Decke gehüllt.

Nach dem Nachtessen erwartet uns im Zelt eine schöne Überraschung: In jedem Bett steckt eine Wärmflasche und auf dem Bett liegt eine dicke, warme, kuschelige Decke. Ich schlafe so gut, dass ich am Morgen am liebsten in der wohligen Wärme liegen bleiben würde. Trotzdem will ich mir den Sonnenaufgang hinter dem Mount Kenya nicht entgehen lassen. Daraus wird leider nichts, denn es ist bewölkt und Afrikas zweithöchster Berg lässt sich nicht blicken.

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es in das Solio Reservat. Weil sich unser Landcruiser in Nairobi in Reparatur befindet, fahren wir in einem offenen Geländewagen los. Der Park befindet sich in Privatbesitz und ist deshalb kaum bekannt. So sind wir mehr oder weniger die einzigen Besucher in dem Naturparadies, in dem sich die weltgrösste Population an Breitmaulnashörnern und fast einhundert Spitzmaulnashörner befinden. Es dauert auch nicht lange, bis wir ein paar der Breitmaulnashörner zu Gesicht bekommen. Auf offenem Feld grasen sie in aller Gemütsruhe, während sich im Hintergrund der Mount Kenya zeigt. Allerdings ist das Bergmassiv nicht klar und deutlich zu erkennen, denn ein Kranz von Wolken umhüllt das Gebirge.

Danach haben wir auch mit diesem Auto eine Panne. Am Vorderreifen hat sich ein riesiger Dorn oder Stachel ins Rad gebohrt, so dass wir einen platten Reifen haben. Mit Hilfe der Ranger, die an dieser Stelle postiert sind, wechselt Moses das Rad. Die Fahrt kann weiter gehen.

Wir sehen noch viele weitere Nashörner, aber auch Spiessböcke, Impalas, Wasserböcke, Zebras, Giraffen und grüne Meerkatzen. Die grünen Meerkatzen sind schwarzgesichtige Affen mit auffallend blauen Genitalien, weswegen sie auch „Blueballs“ genannt werden.

Langsam macht sich ein kleiner Hunger bemerkbar. Ich frage mich, wie und wo wir essen, denn es ist nicht erlaubt, im Park aus dem Auto auszusteigen, geschweige denn zu picknicken. Und wenn der Park verlassen wird, so darf er nicht wieder betreten werden. Das scheint Moses aber nicht zu stören, denn er verlässt das Gelände durch das Haupttor und parkt das Auto neben dem Empfangsgebäude, wo die Köche der Rhino Watch Lodge ein herrliches Mittagessen aufgebaut haben.

Nach einer ausgiebigen Siesta dürfen wir entgegen der Regeln doch wieder zurück in das Reservat, um weitere Nashörner, Büffel, Zebras und Vögel zu sichten. In der Ferne können wir sogar die seltenen Spitzmaulnashörner ausmachen. Danach geht es wieder zurück zur Lodge, wo wir eine stürmische Nacht erleben. Ich habe das Gefühl, Einbrecher im Zelt zu haben, doch die Geräusche mussten vom Wind verursacht worden sein.

Auch am nächsten Morgen ist es bedeckt und kalt. Ich habe mir sechs Schichten Kleidung gegönnt und friere trotzdem noch. Inzwischen ist Moses‘ Baby, sein Landcruiser, repariert und steht uns für die Fahrt in den Aberdare Nationalpark zur Verfügung. Dieser Nationalpark gefällt mir ausserordentlich gut. Die Landschaften sind sehr reizvoll, hügelig und die Vegetation ist abwechslungsreich. Es kommen Buschland, Bergwald und Bambus vor. Auf einer Höhe von über 3‘000 Meter über Meer verläuft ein Sattel alpiner Heidelandschaft. Auch ohne Tiere würde ich jederzeit gerne hierher zurückkommen.

Aus der Ferne können wir in einer Waldlichtung ein riesiges Waldschwein, einige Elefanten und viele Paviane beobachten. Im Gegensatz zur der Masai Mara oder zu Südafrika sind hier die Tiere sehr scheu und lassen sich kaum aus nächster Nähe erspähen.

Verschiedene Affenarten turnen auf den Bäumen herum und Büffel sichern ihre Herden ab, bevor sie den Rücktritt antreten.

Am Ende der Strasse durch den Nationalpark treffen wir auf einen grossen Wasserfall, den wir zu Fuss besichtigen können. In der Zwischenzeit baut Moses das Mittagessen auf, welches er hübsch auf der Kühlerhaube arrangiert. Reiner und ich setzen uns in die Wiese, um das warme Essen zu geniessen, als ein Schulbus mit vielen Kindern in Schuluniform ankommt. Die Kinder stellen sich äusserst diszipliniert in eine Reihe, um ihr Essen zu fassen. Vor allem die Jungs bekommen riesige Berge Reis auf ihren Teller gehäuft. Es riecht köstlich. In einer Gruppe lassen sich die Mädchen und etwas von den Mädchen entfernt die Buben nieder, um ihre Teller leerzuessen. Wir beobachten sie amüsiert und halten an unserem Plätzchen fest, schliesslich waren wir zuerst hier. Als noch zwei Busse ankommen und weitere zig Kinder aussteigen, wird es langsam etwas eng auf dem Fleckchen Erde. Wir suchen das Weite, indem wir den Weg zurück fahren.

Auch auf dem Rückweg begegnen wir Waldelefanten, Büffeln, Pavianen und Warzenschweinen. Ein Büffel suhlt sich in einem Schlammloch, was ihm sehr zu gefallen scheint. Aber auch die anderen Artgenossen sind nicht gerade sauber.

Plötzlich steht da ein riesiges Waldschwein in unserer Nähe, so dass wir es ausgezeichnet beobachten können. Um die Colobus-Affen zu sehen, müssen wir den Kopf in den Nacken legen. Zuoberst auf den Baumwipfel verspeisen die Primaten genüsslich ihre Blätter. Ihre langen weissen Schwänze sind hübsch, weniger hübsch ist die dicke Nase der Affen.

Das Highlight bietet uns eine Hyänenfamilie, die auf der Strasse spielt. Die Tierchen lassen sich durch uns nicht stören. Eine junge Hyäne stellt sich neugierig vor unser Auto, um dann eilig davon zu rennen und mit seinen Kameraden herumzutollen. Eine ganze Weile schauen wir dem Treiben zu, bis sie sich dann weg von der Strasse in Richtung Wald begeben.

Am nächsten Tag können wir ausschlafen. Trotzdem stehen Reiner und ich um sechs Uhr auf. Wir wollen sehen, ob uns heute ein Sonnenaufgang beschert wird. Unsicher, ob der Himmel klar oder bedeckt ist, machen wir uns mit Kamera bewaffnet auf, um auf dem Dach des Rhino Pubs auf den Sonnenaufgang zu warten. Es hat sich gelohnt! Wir sehen den Mount Kenya oder zumindest seine Umrisse, denn auch heute ist es ziemlich dunstig. Wir sind erstaunt darüber, wie flach eigentlich dieser Berg erscheint. Der Mount Kenya ist nicht ein Einzelberg, sondern eine Gebirgsmassiv, dessen höchste Erhebung mit 5‘199 Meter über Meer der Batian ist. Auch wenn der Sonnenaufgang nicht so spektakulär ist, wie wir ihn am Lake Baringo erleben konnten, so geniessen wir den Tagesanfang in dem verschlafenen Camp sehr.

Heute geht es zum Giraffen-Walk. Ich bin mir unsicher, wie viele Schichten ich anziehen soll. Durch die Sonne ist es etwas wärmer, aber trotzdem noch ganz schön frisch. Ausserdem wärmt die Bewegung ebenfalls, deshalb entscheide ich mich bloss für ein T-Shirt, einen Pullover und eine leichte Jacke. Das Zwiebelschicht-System hat sich auf dieser Reise schon mehrfach bewährt.

James fährt uns im offenen Geländewagen zum Rhino Country Club. Moses hat heute frei und verbringt den Tag bei seinem kleinen Sohn in Nairobi. Der Rhino Country Club sieht nobel aus. Ein Golfplatz fällt dadurch auf, dass es der erste Golfplatz ist, auf dem ich Warzenschweine, Zebras und Antilopen grasen sehe. Der Giraffen-Walk hatte ich mir spannender ausgemalt. Nach einer kurzen Wanderung sehen wir eine kleine Herde von Giraffen. Es ist aber nicht so, dass wir mit denen wandern würden. Wir stehen in gebührendem Abstand und können den Tieren zuschauen, wie sie genüsslich die Blätter von den Büschen fressen. Das Interessanteste empfinde ich eine Ameisenstrasse, die unseren Weg kreuzt.

Über den Rest des Tages können wir frei verfügen. Benjamin nutzt ihn, um nochmals in das Solio Reservat zu fahren, in der Hoffnung, Nashörner im Sonnenuntergang fotografieren zu können. Wie wir später erfahren, gelingt ihm dies nicht, weil der Park bereits um 18 Uhr schliesst und die Sonne eine halbe Stunde später untergeht.

Reiner und ich geniessen die Ruhe im Camp bei einer Flasche Wein auf dem Dach des Rhino Pubs. Die Aussicht ist traumhaft, auch wenn sich der Mount Kenya schon wieder versteckt hat. Wir unterhalten uns prächtig mit Beate, einer Teilnehmerin aus Bens Reisegruppe. Als Regine und Andreas sich zu uns gesellen, ist die Flasche bereits leer, weshalb Andreas für Nachschub sorgt. Der Alkohol hinterlässt Spuren: Wir sind alle äusserst ausgelassen, als wir uns auf einen Drink vor dem Abendessen in der Bar treffen. Dass die heute servierten Fleischspiesse „Mushikaki“ heissen, sorgt zusätzlich für Spott und Gelächter. Nach zwei weiteren Flaschen Wein lassen wir den Abend bei einem Drink in der Bar ausklingen. Unsere Lachsalven bleiben niemandem verborgen, auch Moses nicht, der uns am nächsten Tag mit einem Grinsen darauf anspricht.

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