Hong Kong Peak
Hong Kong Peak

zwei wochen hongkong

Zwei Wochen Hongkong - zu lang oder zu kurz? Wir werden es sehen…

oktober 2017

basel - heathrow - hongkong

Bereits elf Monate vor Antritt unserer Reise buchten wir unsere Flüge in der Premium Economy Class von British Airways zu einem unschlagbar günstigen Preis. Von Basel über London Heathrow ging es nach Hongkong. Leider ist British Airways kein Partner der Star Alliance, somit gab es für mich keine Meilen. Doch nach dem positiven Erlebnis mit dieser Fluggesellschaft, war mir das völlig egal. Die Freundlichkeit des Personals fiel mir bereits im Flugzeug nach London auf, das am 6. Oktober 2017 um 19:40 Uhr in Basel startete.

In London hatten wir zweieinhalb Stunden Zeit, um umzusteigen, also nahmen wir es sehr gemütlich. Kurz vor dem Sicherheitsbereich waren wir die einzigen Passagiere. Ein einsamer Sicherheitsbeamter betrieb etwas Small Talk mit uns. Als ich ihm sagte, dass ich die Flüssigkeiten in einem durchsichtigen Beutel verstaut hätte, meinte er verschmitzt: "Good girl".

Nun standen zwölf Stunden Flug an, vor denen es mir grauste. Gleich zu Beginn begannen meine Beine zu kribbeln. Wer selber vom Restless Leg Syndrom betroffen ist, weiss, was das bedeutet. Das Entertainment System war eher älteren Semesters, aber damit hatte es sich auch schon mit den negativen Seiten des Fluges. Positiv waren das Essen, das überraschend gut war, die bereits erwähnte Freundlichkeit des Personals und der Flug selbst, der viel schneller vorbei war, als befürchtet. Ich konnte ganz gut schlafen, die Beine hatten sich beruhigt. Der Nachtflug war eine gute Wahl.


samstag - ankunft in hongkong

octopuskarte und öffentlicher verkehr

In Hongkong angekommen, holten wir uns an einem MTR-Schalter als erstes je eine Octopuskarte. So eine Karte kostet 150 HKD. 100 HKD ist das Guthaben und 50 HKD Kaution. Die Karte kann jederzeit an Automaten mit 50- oder 100-Dollarscheinen aufgeladen werden. Nach Gebraucht gibt man die Karte an einem MTR-Schalter zurück und erhält das verbleibende Guthaben und die Kaution bis auf 9 HKD wieder zurück.

Mit der Octopuskarte kann man in Hongkong fast jedes öffentliche Verkehrsmittel benutzen, aber auch in kleineren Läden bargeldlos bezahlen.

bus

Im Bus, in den man vorne einsteigt, hält man die Octopuskarte an das Lesegerät, das sich neben dem Fahrer befindet. Der Fahrpreis wird sofort abgezogen. Der Preis berechnet sich nach Zonen. Je früher auf der Strecke man einsteigt, desto höher ist der Preis, da die mögliche Fahrstrecke auch länger ist. Am teuersten ist es vom Flughafen in die Stadt, insbesondere, wenn man einen Flughafenbus benutzt, der mit einem "A" gefolgt von einer Nummer gekennzeichnet ist.

tram

Wer es nostalgisch mag, steigt hinten in die "Ding Ding", wie die Trambahn von Hong Kong Island genannt wird, ein. Man quetscht sich durch ein Drehkreuz und stellt sich unten oder oben hin, falls man keinen der engen und wenigen Sitzplätze ergattern kann. Ausgestiegen wird vorne beim Fahrer und gleichzeitig auch der Fahrpreis von 2.30 HKD bezahlt.

mtr

Die schnellste Art, sich fortzubewegen, ist die MTR (Mass Transit Railway), die Hongkonger U-Bahn. Bevor man zu den Zügen kommt, hält man seine Octopuskarte an ein Lesegerät. Nach der Fahrt, die mehrmaliges Umsteigen beinhalten kann, wird ebenfalls die Karte an ein Gerät gehalten und der errechnete Betrag wird abgezogen.

star ferry

Eine besonders schönes Verkehrsmittel ist die Fähre. Auch dort kann die Octopuskarte vor dem Betreten der Fähre benutzt werden. Verschiedene Routen führen auf dem Wasserweg zu einem Zielort. Die beliebteste Strecke ist sicher von Tsim Sha Tsui (Kowloon) nach Central (Hong Kong Island) und umgekehrt. Unter der Woche kostet die Überfahrt 2.70 HKD, am Wochenende und an Feiertagen 3.70 HKD.

hotel butterfly on victoria boutique hotel

Gut eine Stunde später checkten wir im Hotel ein. Die Lage war fantastisch. Mehrere Bushaltestellen, Tramhaltestellen und eine U-Bahnstation lagen gleich in der Nähe. Auch kleine Restauants, Läden und Imbisse waren zu finden.

Wir bekamen ein Eckzimmer in der 25. Etage und ein Pocket WLAN, womit wir jederzeit in ganz Hongkong mit unseren Geräten online gehen konnten. Ausserdem wartete im Zimmer ein Smartphone auf uns. Der Raum selber war klein, obwohl wir das grösstmögliche Zimmer gebucht hatten. Im Verhältnis dazu war die Duschkabine riesig. Gute Luft hatten wir durch ein Pure Air Gerät.

Besonders hervorzuheben ist die Freundlichkeit des Personals an der Rezeption. Wir bekamen immer einen netten Gruss begleitet von einem Lächeln und nicht selten wurde uns die Tür aufgehalten.


sonntag - mongkok und victoria park

Für unseren ersten Tag nahmen wir uns Mongkok vor und liefen uns bereits zu Beginn der Ferien die Füsse wund - naja, zumindest fast.

Wir hatten uns ein kleines Restaurant in Mongkok für das Frühstück ausgesucht. Mit dem Bus sollte es dorthin gehen, doch wo ist die Haltestelle, die doch eigentlich vor unserem Hotel sein sollte? Ein Mann fragte uns mit Händen und Füssen, als wir uns suchend umblickten, wohin wir wollten. Ich fragte nach dem Bus und er redete von der Ding Ding. Nein, Bus, nicht Ding Ding. So nett wie er war, so wenig hilfreich waren seine Bemühungen, weshalb wir ihn stehen liessen und die Strasse entlang gingen, bis wir zur Haltestelle kamen.

Im Bus wurde mir plötzlich bewusst, dass wir in die falsche Richtung unterwegs waren. Hungrig stiegen wir aus und assen im nächsten geöffneten Restaurant eine Nudelsuppe mit Bun, Eieromelette und tranken unserem ersten Milk Tea.

Angeblich trinken die Hong Kong Chinesen nichts zu einer Suppe, doch hier und auch später überall hatte jeder eine Tasse warmen oder ein Glas eiskalten Milk Tea vor sich stehen. Ich konnte das verstehen, denn der starke Schwarztee mit gezuckerter Kondensmilch verfeinerte Tee schmeckte mir und auch Reiner sehr gut.

Damit es etwas zügiger vorwärts ging, fuhren wir mit der MTR nach Kowloon.

flower market

Von der MTR-Station "Prince Edward" aus sind es nur ein paar hundert Meter, bis zu dem charmanten Blumenmarkt. Kleinere und grössere Blumenläden säumten die Strasse, die bezeichnenderweise "Flower Market Road" hiess. Das schönste war, dass die meisten Läden klimatisiert waren, so dass wir immer wieder den feuchtwarmen 32 Grad entfliehen konnten und dabei die wunderbaren Sträusse und Zimmerpflanzen bestaunen konnten. Die Blumen - vorwiegend fanden wir Rosen und Orchideen vor - waren in den verschiedensten und aussergewöhnlichsten Farben anzutreffen. Viele Rosen waren auffallendend blau. Auch wenn man als Tourist nicht unbedingt Bedarf an Schnittblumen hat, so ist ein Spaziergang über den Markt ganz nett.

bird garden

In der Nähe des Blumenmarktes befand sich der Bird Garden. Für die Augen eines Europäers ist dies ein eher befremdlicher Anblick. Singvögel, Papageien und andere Vogelarten wurden in kleinen Käfigen zum Kauf angeboten. Aber auch Vogelfutter, das meist noch krabbelte, und jegliches Zubehör konnte käuflich erworben werden. Die Sitznischen waren von mehrheitlich alten Männern besetzt, die sich gemütlich unterhielten, wobei sie ihren Vogel im Käfig ausführten, als wäre es ein Hündchen. Für die ist es das normalste der Welt, mit ihrem Haustier spazieren zu gehen.

Sichtlich Spass hatten drei grüne Papageien, die mit Wasser abgespritzt wurden. Sie drehten sich und öffneten die Flügel. Auch ihnen war wohl ziemlich warm heute.

 

tiere und mehr

Obwohl wir später sahen, dass wir fast unmittelbar daran vorbei gelaufen waren, waren wir nicht beim Goldfischmarkt, der sich ebenfalls in dieser Ecke Hongkongs befand. Wir spazierten durch die Strassen und entdeckten eine Vielzahl von Schaufenster mit kleinen Hunden darin. Bei uns wäre längst der Tierschutz gekommen, wenn Tiere auf so engem Raum leben müssten, doch soweit ich das beurteilen konnte, schienen die Hunde erstaunlich vital und wiesen meist ein glänzendes Fell auf. Neben Hunden gab es auch Fische, Kaninchen, Katzen und Meerschweinchen zu kaufen.

Eine andere Art von Tieren, nämlich solche zum Essen, sahen wir in einer Markthalle. Wir stiefelten durch das Erdgeschoss, wo diverse Fische und Meeresfrüchte darauf warteten, von ihrem halbtoten Zustand befreit zu werden und in der Pfanne zu landen. Eine Treppe führte ins Obergeschoss, wo Fleisch und Geflügel angeboten wurde.

mong kok computer centre

Vom Mong Kok Computer Centre hatten wir uns mehr versprochen. Zwar hätte es das eine oder andere Schnäppchen zu machen gegeben, aber wir waren uns über die Echtheit der Produkte nicht sicher und die Präsentation war ziemlich billig. Ausserdem bestand das Center aus einer Vielzahl kleiner Läden, wovon sicher ein Drittel geschlossen war oder sich im Umbau befand.

ladies market

Es war Sonntag und es herrschte Hochbetrieb. Eine Menschenmasse drängte sich an den über 100 Verkaufsständen vorbei, um nach Kleidung, Handtaschen, Koffern, Rucksäcken und Accessoirs, aber auch Uhren, CDs und Einrichtungsgegenstände Ausschau zu halten. Die Verkäufer waren dabei sehr zurückhaltend, was ich ganz angenehm fand. Trotzdem war das nicht mein Markt.

sneakers street

In Hongkong befanden sich Strassenzüge, an denen in mehreren Geschäften das gleiche verkauft oder produziert wurde. In der einer Strasse gab es Schmuckläden, in der anderen Eisenwaren und in einer nächsten, nämlich der Fa Yuen Street, reihte sich ein Turnschuhladen an den nächsten. So war es auch nicht verwunderlich, dass die Strasse "Sneakers Street" genannt wurde. Manche Läden waren dabei so klein, dass man sich kaum umdrehen konnte, andere erstrecken sich über mehrere, über Rolltreppen erschlossene Geschosse.

victoria park

Nach einem Nachtessen in der Nähe unseres Hotels gingen wir in den angrenzenden Victoria Park. Als erstes kamen wir am Schwimmbad vorbei, wovon nichts zu sehen, nur zu riechen war. Danach schlenderten wir den Weg entlang an den Tennisplätzen vorbei. Eine eigens für Jogger angelegte Bahn durfte als Fussgänger nicht betreten werden. Wir hielten uns daran und kamen zu einer Wiese. Hunderte Philippinas sassen in Gruppen auf grossen ausgebreiteten Tüchern. Alle Frauen trugen bunte Kopftücher. Sie hatten Esswaren vor sich liegen und genossen sichtlich ihr Treffen.

Etwas weiter befand sich ein grosser Platz voller Lampignons und kitschiger Leuchtobjekte. Eine Woche zuvor, am 1. Oktober, feierten die Chinesen ihren Nationalfeiertag. Am 1. Oktober 1949 hatte Mao Tse-tung, Vorsitzender der Kommunistischen Partei China (KPCh), in Peking die Gründung der Volksrepublik China ausgerufen. Seitdem sind während der einwöchigen Ferien vom 1. bis 7. Oktober unzählige chinesische Touristen zu Sehenswüdigkeiten im In- und Ausland unterwegs. Das spürten wir auch noch einen Tag nach Ende der Festivitäten. Viele, vor allem junge Leute, posierten vor den beleuchteten Figuren für ein Foto. Selbst die Kleinsten wussten sich dabei in Szene zu setzen. Verglichen mit meinen Kinderfotos, auf denen ein schlaksiges kleines Mädchen unsicher in die Kamera blickte, wirkten die Kinder wie kleine Photomodels.

 


montag - hong kong peak mit folgen

dim sum king

In der Electric Road 121, ganz in der Nähe unseres Hotels, befand sich der Dim Sum King. Dort wollten wir frühstücken. Das Restaurant war sehr einfach gehalten und hatte vier oder fünf Tische hintereinander an der linken Wand des schmalen Raums. Wir wurden zu einer Frau gesetzt, die ohne Reaktion zu zeigen, ihre Dim Sum ass, zahlte und ging. Wir bekamen eine Karte mit chinesischen Schriftzeichen, englischen Übersetzungen und Nummern. Am Seitenrand konnte man auf Bildern sehen, was einen unter den verschiedenen Nummern erwartete. Wir schrieben ein paar der Zahlen auf einen Zettel und sahen zu, wie es in der Küche dampfte. Als die Dim Sum kamen, stellte sich ein Glücksgefühl ein. So unscheinbar das kleine Restaurant war, so gut waren die Gerichte. Erstaunlich, dass kaum Touristen den Weg hierhin fanden.

hong kong peak

Mit dem Bus, diesmal in die richtige Richtung, fuhren wir zur Talstation des Hong Kong Peak. Obwohl gerade mal 10:00 Uhr vorbei war und die Bahn eben geöffnet hatte, standen bereits ein paar Leute an, um die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit Hongkongs zu besuchen. Wir mussten nicht lange warten, bis wir in die Standseilbahn einsteigen konnten. Nicht ohne Stolz sah ich, dass sie von der Schweizer Firma von Roll gebaut wurde. Als sie gut gefüllt war, fuhren wir los, um den Berg zu erklimmen. Wir hatten einen Fensterplatz auf der rechten Seite und hatten somit einen tollen Blick auf die Stadt. Die Wolkenkratzer glitten an uns vorbei. An ihnen und an der Tatsache, dass wir in die Sitze zurückgedrückt wurde, konnten wir spüren, wie steil wir unterwgs waren.

Oben angekommen, gingen wir als erstes die vielen Rolltreppen hoch zur Aussichtsplattform des Peak Towers. Die Aussicht auf Kowloon und Hong Kong Island war herrlich, nur der Wind fegte uns fast davon. Die Sonne blendete. Warum lag meine Sonnenbrille im Hotelzimmer?

   

der abstieg

Nach einer ausgiebigen Fotosession, schauten wir uns die wunderbare Skyline vom Lion's Pavilion ein paar Meter neben dem Prak Tower an. Im Gegensatz zur zur Sky Terrace 428, für die Eintritt bezahlt werden musste, war der Pavilion kostenlos. Er befand sich am Rundweg um den eigentlichen Peak. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, diesen Rundweg zu laufen, um danach zu Fuss zum Central zu gehen. Gesagt - getan. Der Weg war betoniert und wunderschön im Grünen. Immer wieder gab es wnderbare Ausblicke auf die Skyline. Am Wegrand konnten wir wunderschöne Schmetterlinge beobachten. Doch der Weg war nicht bloss schön, er war auch ganz schön steil. Der Versuch, dies auf einem Foto festzuhalten, scheiterte. Darauf ist bloss ein Weg erkennbar, der auch hätte eben sein können.

 

Auf einmal durchzuckte ein stechender Schmerz die Aussenseite meines Fusses. Was war denn das? Ich blieb stehen, schüttelte und dehnte den Fuss etwas und weiter gings. Der Schmerz kam erneut und ich wiederholte die Prozudur, bis es so schlimm wurde, dass ich kaum mehr gehen konnte. Scheinbar waren die vielen Kilometer am Vortag und nun dieser steile Abstieg zuviel für meine untrainierten Sehnen. Leider gab es keine Alternative, wir mussten den Berg hinunter. Wir machten immer wieder Halt, aber auch nach einer längeren Pause liess der Schmerz nicht nach. Ausserdem waren wir auch hungrig. So kämpften wir uns nach Central, wo wir uns in einem Peking Restaurant mit ein paar eher langweilige Gerichten stärkten. Der Jasmintee, den es dazu gab, war hingegen sehr aromatisch und wir hätten gerne noch mehr davon getrunken. Doch die Freundlichkeit hat die Bedienung nicht erfunden, weshalb wir uns den Namen des Restaurants nicht für ein nächstes Mal merkten.

Der Tag war nun für mich gelaufen (oder ich mit ihm) und ich wollte bloss noch die Beine hochlagern. Mit Schmerztabletten legte ich mich hin und las meinen spannenden Thriller weiter in der Hoffnung, dass es morgen wieder besser sein würde.


dienstag - tai o auf delfinsuche

Es war nicht besser. Mein Fuss schmerzte. Ich wünschte, ich hätte eine Salbe dabei und nahm mir vor, in der nächsten Apotheke danach zu fragen. Auf jeden Fall wollte ich heute meinen Fuss schonen und nur wenig laufen.

hühnerfüsse

Wieder frühstückten wir beim Dim Sum King. Wir wagten uns an Hühnerfüsse heran und ich war total überrascht, dass die mir sogar besser schmeckten, als die amderen vier Köstlichkeiten, die noch vor uns standen. Das Fleisch war saftig und die Füsse waren mit einer würzigen Sauce umhüllt. Einzig die kleinen Knöchelchen, die ich mir aus dem Mund klauben musste, nervten mich mit der Zeit.

  

Wir gingen die paar hundert Meter zur MTR-Station, die mir des Fusses wegen viel länger vorkamen. In Central stiegen wir um, aber nicht bloss auf die andere Bahnsteigseite, sondern zur Hong Kong Station, die unterirdisch mit der Central Station verbunden war.

tai o

Die Weiterfahrt nach Tung Chung dauerte ein Weilchen. Dort angekommen, machten wir uns auf die Suche nach dem Bus, der uns nach Tai O bringen sollte. Erst erklommen wir eine breite Treppe zum Shopping Center, weil ein Durchgang gesperrt war, dann irrten wir etwas in der Busstation dahinter herum um festzustellen, dass unser Bus da keine Haltestelle hatte. Nach einem kühlen Getränk in einem der kleinen Restaurants, wo wir im Internet die Haltestelle heraussuchten, fanden wir endlich den Abfahrtsort. Wir mussten ein Weilchen auf den Bus warten, dann stiegen wir ein und waren überrascht ab den weichen, bequemen Sitzen. Wir fuhren durch eine wunderbare Landschaft, vorbei an weissen Sandstränden und sahen in der Ferne die Rückseite des Big Buddha, der auf einem Hügel thronte. Immer wieder stiegen Leute aus. Ich fragte mich, woher die wussten, wann ihre Station gekommen war - zumindest bei einer Gruppe junger Hippies, die ihrer Ausrüstung nach ein Fotoshooting planten. Tai O lag an der Endstation und ich hatte mir im Vorfeld Bilder des Fischerdorfes angesehen, so dass es kein Problem sein sollte, es zu erkennen. An einem grösseren Parkplatz stiegen alle ausser uns aus, was mich etwas verunsicherte. Ich fragte den Buschauffeur nach Tai O und er zeigte geradeaus.

Okay, das hatte ich mir anders vorgestellt. Wir gingen in Richtung Promenade, wo uns eine Bootsfahrt angeboten wurde. Das war genau das, was wir uns vorgenommen hatten und erst noch sehr günstig. Mit einem kleinen Boot ging es durch den engen Strom, der das Städtchen teilte. Links und rechts standen mehr oder weniger verwahrloste Häuser auf Holzstelzen. Sie waren die Heimat der Tanka, einer Gemeinde von Fischern, die seit Generationen ihre Häuser auf Stelzen erbauten.

 

Bald schon wendeten wir und fuhren zurück aufs offene Meer hinaus, um nach den rosa Delfinen Ausschau zu halten. Leider konnten wir keines der Tiere entdecken, bloss viel Plastikmüll, der im Meer schwamm. Trotzdem fand ich es in Anbetracht der paar Franken, die wir lediglich bezahlen mussten, einen schönen, kleinen Ausflug.

Zu Fuss ging es weiter durch eine Gasse voller kleiner Shops, die vorwiegend getrocknete Fische und Meeresfrüchte verkauften. Bereits vom Boot aus konnten wir ein Restaurant mit hübschen, roten Lampignons ausmachen. Dort wollten wir Fisch essen gehen. Auf Stegen, durch die die Häuser miteinander verbunden waren, gingen wir quasi an den Wohnzimmern der Fischer vorbei, die hier in einer Art Freilichtmuseum lebten. Schade, dass die Häuser nicht etwas besser unterhalten wurden. So befürchtete ich, dass eines Tages nichts ausser einem Stapel Holz mehr von der Tradition der Tanka übrig bleiben wird.

Nach einem ordentlichen Fussmarsch - wie war das von wegen Fuss schonen? - erreichten wir das Tripple Lantern Cafe mit seiner herrlichen, mit Lampignons geschmückten Terrasse direkt am Strom. Giulia, die Inhaberin des Cafes, begrüsste uns herzlich, als ob wir Stammgäste gewesen wären. Nur der Blick in die Speisekarte enttäuschte uns, denn die einzigen Gerichte waren Pizza, Fischküchlein und Cheese Cake. Da wir schon mal hier waren, assen wir halt das, was es gab und genossen die Gastfreundschaft sowie die Aussicht.

Nach gefühlten Stunden, die wir im Cafe verbrachten, brachen wir auf. Der Weg zur Busstation kam mir wie eine Weltreise vor und ich war froh, endlich im Bus zu sitzen. In Tung Chung suchten wir in einer Drogerie mit angeschlossener Apotheke nach einer Salbe, wurden aber nicht fündig. Auch Nachfragen half nichts. Die unbeholfene Verkäuferin kam erst mit einem seltsamen Verband und danach mit einer Art Absatz, den ich wohl in den Schuh hätte stecken können. Unverrichteter Dinge verliessen wir den Laden und ich humpelte zur Busstation. Eine gute Stunde fuhren wir von Lantau Island bis nach Tin Hau, während die Sonne im Meer versank.


mittwoch - ein unvergessliches erlebnis in tai po

hühnerfüsse die zweite

In Hong Kong gab es das billigste Sternerestaurant der Welt. Es hiess Tim Ho Wan und hatte mehrere Niederlassungen. Wir wählten für das heutige Frühstück jenes in North Point. Wir wurden an einen langen Tisch gesetzt und bekamen einen Zettel zum Ankreuzen der Speisen, eine Kanne Tee und eine Schüssel, um mit dem Tee darin unser Essgeschirr auszuspülen. Das Geschirr bestand aus Plastik, die Tischsets aus Papier und die Atmosphäre hatte etwas von einem Wartsaal.

Wir sahen in die Küche, wo Teig geknetet wurde. Nach der positiven Erfahrung gestern mit den Hühnerfüssen, bestellten wir heute wieder welche und wurden nicht enttäuscht. Sie waren sehr ähnlich zubereitet und wieder sehr köstlich. Auch die anderen Dim Sum schmeckten hervorragend. Der Teig war etwas feiner gearbeitet, als im Dim Sum King.

busfahrt

Ich liebte das Busfahren, weil man da so viel sehen konnte. Am liebsten setzte ich mich auf die vordersten Plätze in der oberen Etage. Meist waren diese Plätze frei, weil die Sonne durch die Scheibe und die reduzierte Klimaanlage einem ganz schön einheizten.

Heute hatten wir uns den Markt von Tai Po in den New Territories vorgenommen. Im Gegensatz zum gestrigen Bus verfügte dieser über digitale Anzeigen und wir wussten ganz genau, wo wir auszusteigen hatten.

tai po market

Nun waren wir dem Tourismus endgültig entflohen. Auf der anderen Seite des Lam Tsuen Rivers gingen wir diesen entlang und überquerten den Fluss über die Kwong Fuk Bridge. Die antike, chinesische Brücke war mit einem grünen Zeigeldach überdeckt, das auf roten Säulen stand. Auf der Brücke befanden sich Sitzplätze, die von älteren Chinesen besetzt waren.

 

Auf der anderen Seite begann der Tai Po Market. Ausser ein paar lebenden Kröten konnten wir nicht viel Exotisches ausmachen. Viel schönes Obst und Gemüse lag in den Auslagen, aber auch getrocknete Seesterne und andere Dinge, die wir nicht erkannten. Das Vergnügen des Marktbesuchs endete sofort, als mich wieder dieser scharfe Schmerz im Fuss durchzuckte, der jeden Schritt zur Qual werden liess.

   

Wir setzten uns in den Kwung Fuk Bridge Garden und beobachteten die alten Chinesen, wie sie in Windeseile geräuschvoll Reis mit Fleisch in sich hineinschaufelten und wir bemerkten, dass auch wir hungrig waren. Auf Google Maps sahen wir, dass sich in der Nähe eine Mall mit Restaurants befand, dort wollten wir essen gehen.

essen mit hindernissen

Die Mall wurde durch eine Rolltreppe von der Strasse her erschlossen. Gleich am Anfang des Ganges befand sich ein chinesisches Restaurant mit grossen, runden, weiss gedeckten Tischen. Wir betraten den Raum ohne auf eine Speisekarte geblickt zu haben. Die Bedienung konnte kein Englisch und fragte in Zeichensprache, ob wir etwas trinken möchten. Wir antworteten in derselben Sprache, dass wir auch gerne essen würden.

Sie geleitete uns zu einem der grossen Tische und rückte diesen näher an den Nachbartisch heran, an dem sechs ältere Männer sassen. Sie sprach mit ihnen, indem sie auf uns deutete. Etwas verwundert, aber auch amüsiert nahmen wir Platz und waren gespannt darauf, was passierte. Die Karten auf dem Tisch waren ausschliesslich voller chinesischer Schriftzeichen. Wir dachten, dass die Bedienung irgendwoher eine englische zaubern würde oder ein paar Bildchen zeigen konnte. Doch auf sowas wie uns war man hier nicht vorbereitet.

Einer der Herren vom Nachbarstisch stand auf und setzte sich neben mich. Er nahm die Speisekarte und zeigte auf die Gerichte, übersetzte sie und fragte, ob wir dieses und jenes haben wollten und ob mit Schwein, Huhn oder Shrimps. Wenn ich bejahte, machte er einen Kringel auf einen Zettel. Nach fünf oder sechs Kringel war er der Meinung, dass dies genug sein müsste und gab den Zettel an die Bedienung weiter.

Danach fragte er uns, woher wir kämen und erzählte etwas von sich. Er hatte wohl in Cambridge studiert und war auch schon in Genf. Nach dem Small Talk setzte er sich wieder zu seinen Tischpartnern zurück. Inzwischen war auch der Tisch auf unserer anderen Seite auf uns aufmerksam geworden, an dem mehrere ältere Frauen sassen. Eine davon bot uns ihre Hilfe an. Ich erklärte ihr, dass uns bereits geholfen wurde, woraufhin sie unseren Retter mit hochgezogenen Augenbrauen beäugte.

Als unser Essen kam, unterbrach unser Helfer extra sein Telefongespräch um uns zu erklären, was wir vor uns hatten und welche Sauce wozu passte. Es war ein einmaliges Erlebnis und bis auf einen Teller Nudeln, der etwas langweilig war, hatten wir sehr gut ausgewählt.


donnerstag - ein tag zum vergessen

wo geht es zu tim ho wan?

Dim Sum zum Frühstück war eines meiner Highlights in Hongkong. Reiner und ich liebten diese Gaumenschmeichler gleichermassen und deshalb verwunderte es nicht, dass wir auch heute auf die Suche nach den besten Dim Sums gingen. Heute sollte es die Tim Ho Wan-Niederlassung in Central sein. Leichter gesagt, als getan. Wir irrten in der riesigen IFC-Mall herum und fanden das Restaurants trotz zweimal nachfragen einfach nicht. Ich war genervt und zu allem Frust begann mein Fuss schon wieder an zu schmerzen. Ich erklärte die IFC-Mall zu meinem persönlichen Hassort und trottete schlecht gelaunt neben Reiner her zum Pier der Star Ferry. Die Fahrt nach Tsim Sha Tsui stimmte mich wieder versöhnlich. Wir begaben uns ins erstbeste Restaurant und waren mit unserer Auswahl ganz zufrieden.

schongang

Widerwillig sah ich ein, dass ich nicht darum herumkam, meinen Fuss zu schonen und willigte ein, ins Hotel zurück zu fahren. Ich suchte eine Buslinie heraus und wir fuhren los. Von Kowloon nach Hong Kong Island war es eine ziemlich lange Fahrt, also setzten wir uns auf unsere Lieblingsplätze an der Frontscheibe im Oberdeck. Ich bewaffnete mich mit der Kamera und hatte grossen Spass daran, durch die Scheibe die Stassen zu fotografieren.

   

Als wir auf Hong Kong Island die Wohnhänge hinauf- und hinunterfuhren, wurde mir bald klar, dass wir unsere Haltestelle verpasst hatten. Das machte nichts, wir hatten ja Zeit und das Sightseeing gefiel mir. An der Endstation stiegen wir aus und fuhren mit der Ding Ding zum Hotel zurück.

Ich legte mich hin und las, während Reiner nochmals loszog, um ein bisschen fotografieren zu gehen.

   


freitag - parktag

tim ho wan, das original

Nachdem wir gestern die Tim Ho Wan-Niederlassung nicht gefunden hatten, sollte es heute das Original in Sham Shui Po sein, welches wir dann auch zu unserem Lieblingsfrühstücklokal auserkoren. Der Raum war ganz anders geschnitten, wie in North Point. Das Ambiente gefiel mir besser. Die einfachen Tische und Stühle standen kuschelig eng beieinander, so richtig authentisch.

Normalerweise arbeiteten die Bedienungen teilnahmslos, aber wenn man ihnen ein Lächeln schenkte, kam eines zurück und ich hatte das Gefühl, dass ihnen das gut tat, auch mal etwas wertgeschätzt zu werden.

Wir wurden an die Seite Einheimischer gesetzt, bekamen dann aber zu unserem Erstaunen gleich darauf einen eigenen Tisch. Diesmal bestellten wir die berühmten BBQ Pork Bun und verliebten uns in diese süssen Teigkugeln mit dem herzhaften Schweinefleisch darin. Ob das Tim Ho Wan zurecht einen Michelinstern trug, konnte ich nicht beurteilen, aber die Qualität der Speisen war sagenhaft. Mir gefiel auch, dass trotz seiner Berühmtheit vorwiegend Einheimische hier einkehrten, was aber vielleicht auch an der Tageszeit lag. Die meisten Touristen mögen wohl lieber Kaffee und Gipfeli zum Frühstück.

   

die affen sind los

Meinem Fuss ging es wieder gut, aber ich traute dem Frieden noch nicht ganz. Trotzdem konnte ich nicht bloss rumsitzen, ich wollte schliesslich etwas von Hongkong sehen. Wir nahmen uns den zoologisch-botanischen Garten auf Hong Kong Island vor. Ich erwartete viele Parkbänke, wo ich mich immer wieder ausruhen konnte.

Meine Erwartungen wurden erfüllt. Es hatte sogar so viele Bänke, dass wir unmöglich alle ausprobieren konnten. Vor einem Affenkäfig machten wir es uns gemütlich und beobachteten zwei Gruppen von winzig kleinen Schulkindern, wie sie brav in Zweierreihe händchenhaltend an den Käfigen entlang gingen. Eine Lehrerin führte die Gruppe vorne an, indem sie rückwärts lief, eine zweite bildete jeweils das Schlusslicht.

   

Wir sahen vorwiegend Affen und Vögel und ein paar Schildkröten. Besonders gefallen hatte mir ein Käfig, in dem ein Affe zum anderen ging, ihn anstupste und mit erhobenen Händen davonrannte, während ihm der andere eine wilde Verfolgungsjagd lieferte. Das Gelächter von uns Zuschauern animierte den Anstupser zu noch mehr Blödsinn.

Das Schöne an dem Park war, dass kein Gedränge herrschte, obwohl der Eintritt kostenlos war. Bisschen schade fand ich die massiven Gitterstäbe, die die Sicht auf die Tiere etwas einschränkte.

Ausser den Tieren wuchsen hier auch wunderschöne Blumen und es gab einen grossen Springbrunnen. Viele westlich aussehende Frauen führten asiatische Kinder spazieren. Ich vermutete, dass es sich um Au-pairs oder Nannys handelte, die sich um die Kinder der arbeitenden Bevölkerung kümmerten.

 

abstecher zum hong kong park

Ob ich es übertrieb, wenn wir nun auch noch in den nahe gelegenen Hong Kong Park gingen? Noch war mein Fuss völlig in Ordnung, also wagten wir es.

Eins meiner Ziele war der Walk in den Baumkronen, von dem ich gelesen hatte. Als wir ihn von weitem sahen, stiegen wir unzählige Treppen hinauf, um auf einem Schild kesen zu müssen: "Exit only". Enttäuscht liefen wir wieder runter und gaben für heute auf. Es dunkelte auch schon ein, also verschoben wir unser Vorhaben auf ein anderes Mal.

     


samstag - museumstag

im alten aegypten

Es sah nach Regen aus, also der ideale Tag für einen Museumsbesuch. Es sollte das Science Museum sein. Obwohl wir bereits um 10:00 Uhr dort waren, hatte sich eine längere Schlange gebildet. Klar, heute war Samstag, aber trotzdem hätten wir so einen Andrang nicht erwartet.

Als erstes sahen wir uns eine Sonderausstellung der alten Ägypter an. Es war eine Leihgabe des Britischen Museums und phantastisch gemacht. Das fanden auch gefühlt eine Million anderer Besucher. Dicht an dicht drängten wir uns an den Ausstellungsstücken vorbei. Sehr interessant waren die Erklärungen und Röntgenbilder zu den Mumien. Auch wenn ich manchmal etwas Platzangst hatte, war der Besuch der Ausstellung ein Highlight.

Die eigentlichen Exponate des Museums waren relativ schlecht besucht und so konnten wir viel über Mensch, Umwelt und Technik erfahren und ein bisschen experimentieren.

südliches kowloon

Nun waren wir hungrig, also betraten wir eins der vielen Restaurants in der Nähe. Wie in Hongkong üblich, wurden wir an einen grossen Tisch gesetzt, am dem bereits mehrere Leute assen. Neben mir war eine junge, hübsche Frau damit beschäftigt, mit den Stäbchen Fischstückchen zwischen den Gräten herauszupulen. Sie tat mir leid, aber sie machte einen glücklichen Eindruck. Als mein Essen kam - es war ein Nudelgericht mit vielen verschiedenen Pilzen, von denen ich keinen kannte - erklärte sie mir die heilsame Wirkung der einzelnen Pilze.

Es regnete noch immer nicht, also zogen wir noch etwas um die Häuser. In einem chinesischen Kaufhaus durften wir verschiedene Tees probieren, die wir dann auch gleich käuflich erwarben, was ja auch deren Absicht war.

Den Nachmittag liessen wir im Kowloon Park ausklingen. Wir sassen mitten zwischen lebensgrossen, asiatischen Comicfiguren, die den "Walk of Comic" säumten. Mehrere Kinder kamen mit Zettel und Stift bewaffnet, um irgendwelche Dinge zu notieren, die sie herausfanden. Zwischendurch posierten sie bei ihren Lieblingsfiguren und machten Selfies, indem sie die Figur nachahmten.

   


sonntag - taifun-warnung

Obwohl der Wetterbericht nichts Gutes verhiess, wollten wir zum Wetland Park ganz im Norden Hongkongs.

Erst stärkten wir uns mit einer leckeren Nudelsuppe, dann fuhren wir mit dem Bus zur Haltestelle Cross Harbour Tunnel, um in der Hung Hom Station in die MTR umzusteigen. Das Licht war traumhaft. Ein paar Sonnenstrahlen drückten durch den wolkenverhangenen Himmel und tauchten die Hochhäuser in sanft leuchtende Farben. Das war nicht nur mir aufgefallen. Ein paar Fotografen posierten sich auf der Brücke zu Station und hielten die Szenerie fest. Ein Blick auf die Leuchtschrift beim Portal des Tunnels liess mich kurz etwas staunen, denn es herrschte Taifun Warnung 8. Bereits im Hotellift nahmen wir Notiz von der Warnung der Stufe 3, machten uns aber keine weiteren Gedanken. Reiner war etwas mulmig zumute, aber ich nahm die Warnung nicht ernst, denn ausser einem leichten Wind und einem verhangenen Himmel, konnte ich nichts Bedrohliches feststellen.

 

mehr "wet" als "park"

Die Fahrt bis zur Station Tin Shui Wai, wo wir umsteigen mussten, war ziemlich lang. Als wir endlich in Tin Sau ankamen, stiegen viele Leute aus der Bahn. Ich ging davon aus, dass wir ihnen folgen mussten, um zum Park zu gelangen, doch seltsamerweise gingen die alle gegen die Fahrtrichtung, wo ich doch der Meinung war, der Wetland Park liege in Fahrtrichtung.

Bevor wir uns selber auf den Weg machten, fotografierten wir die umliegenden Wolkenkratzer. Es handelte sich um Gruppen von 10 bis 20 baugleicher Häuser, was für uns ein ungewöhnliches Bild abgab. Inzwischen tröpfelte es leicht und der Wind hatte an Stärke gewonnen. Ich war mir nicht mehr so sicher, ob die Idee hierher zu kommen, eine Gute war, denn einen Schirm aufzuspannen, konnte ich vergessen. Nichtsdestotrotz folgten wir den Schildern zum Park und standen bald schon vor einem verschlossenen Tor, was wir uns vorerst nicht erklären konnten.

  

Wir gingen zurück zur Haltestelle, wo auf allen Anzeigetafeln die Taifunwarnung 8 aufleuchtete und während wir auf die Bahn warteten, schaute ich in meine Notizen, die ich vor Reiseantritt gemacht hatte:

taifune

Von Mai bis November ist Taifun-Zeit, dann wird Hongkong mehrfach von Taifunen oder tropischen Wirbelstürmen heimgesucht. Damit sind heftige Regenfälle und starke Stürme verbunden, die das öffentliche Leben stark beeinträchtigen können. Obwohl man diese Stürme nicht unterschätzen sollte, ist Hongkong aber vorbereitet.

Ein Alarmsystem warnt die Öffentlichkeit vor bevorstehenden Taifunen.

Erst jetzt wurde mir bewusst, dass wir eigentlich auf den Strassen nichts zu suchen hatten und ich sorgte mich, dass wir nicht mehr zum Hotel kamen. Die Sorge war zwar unberechtigt, denn die MTR fuhr noch. Doch da der übrige öffentliche Verkehr eingestellt worden war, herrschte dichtes Gedränge an den Haltestellen. Wir mussten beim Umsteigen sogar eine Bahn auslassen, weil wir nicht mehr hineinpassten.

Schliesslich kamen wir wohlbehalten in Tin Hau an. Die Gegend wirkte ziemlich ausgestorben. Läden und Restaurants waren geschlossen, die Strassen fast menschenleer. Selbst Autos sah man kaum welche.

Im Hotel informierten wir uns auf der offiziellen Website über die Lage des Taifuns. Es handelte sich um den Tropical Cyclone Khanun, der 200 km südlich von Hongkong vorbeifegte.

Als wir sahen, dass sich der Sturm von Hongkong entfernte, und die Regierung ankündigte, dass die Warnung in den nächsten Stunden auf 3 hinuntergestuft würde, machten wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Das war gar nicht so einfach, denn fast alles war geschlossen. Fündig wurden wir in einem kleinen vietnamesischen Restaurant.


montag - hongkong meets japan

Der Sturm hatte sich gelegt, aber es regnete noch immer. Wir starteten den Tag im Tim Ho Wan in Sham Shui Po, unserem Favoriten, was die Kunst der Dim Sum anbelangte. Es war wieder köstlich.

Das Wetter hatte sich nicht gebessert, also wollten wir etwas shoppen gehen, doch irgendwie liegt mir das einfach nicht. Bald schon war ich genervt und hatte nichts gekauft, obwohl ich einige Dinge im Kopf hatte, die ich von Honkong mitnehmen wollte. Wir gaben auf und wollten einen faulen Tag im Hotel verbringen. Leider war ausgrechnet heute das Zimmer noch nicht gemacht, also zogen wir erneut los, um einen weiteren Shoppingversuch zu unternehmen. Wieder kauften wir nichts, hatten aber immerhin Spass in der Lebensmittelabteilung eines japanischen Kaufhauses zu stöbern. An einem Stand bekamen wir winzige Becherchen mit Risotto mit Pilzen, den wir mit zwei Zahnstochern degoustieren konnten. Ich stellte mich furchtbar ungeschickt an und musste feststellen, dass Japaner lieber bei Sushi bleiben sollten.

Früchte, Gemüse, Fleisch und Meeresgetier sahen sehr gut aus. Die Preise waren aber so gesalzen, dass wir wohl auch darauf verzichtet hätten, wenn wir eine Kochgelegenheit gehabt hätten. Bei allen trockenen Dingen konnten wir leider nicht erkennen, was es war und wie wir das hätten zubreiten müssen, so blieben auch die in den Regalen liegen.

Nun war es Zeit für ein spätes Mitagessen. Im Superdon bekamen wir ein japanisches Menü mit einer Misosuppe, einem Salat und einer Schale gefüllt mit Reis und rohem Fisch. Ich hatte das erste Mal Seeigel, der mir gut schmeckte, aber ich nicht zu viel davon essen konnte, denn der Geschmack war sehr intensiv.

Weil das noch nicht genügend "Hongkong meets Japan" war, suchten wir nach einem ausgiebigen Päuschen im Zimmer das Ganguya auf. Das aussergewöhnliche Restaurant lag neben dem Hotel. Von aussen sah es aus wie eine Mischung aus einem Spielwarengeschäft und einem Computergameladen. Comicfiguren zierten das Schaufenster und hätte ich nicht gewusst, dass sich hier ein Restaurant verbarg, hätte ich die Tür nie aufgestossen. So aber stiegen wir die Treppe ins Untergeschoss hinunter und setzen uns an die Theke. Vor uns waren frische Meeresfrüchte aufgebaut, die auf Bestellung zubereitet wurden. Wir entschieden uns für Sashimi und gegrillten Spargel. Das Essen war toll, wir legten aber auch einen schönen Batzen dafür hin.

  


dienstag - in love with a panda

Heute war keine Zeit für Dim Sum, denn wir hatten etwas Besonderes geplant. Nach einem einfachen Frühstück ging es mit der MTR zum Ocean Park. Wir folgten den Anweisungen einer dort Angestellten in einen Lift und landeten auf der Strasse - weit weg vom und viel tiefer als der Park. Wir versuchten über eine Treppe auf die Eingangsebene zu gelangen, fanden uns aber nur auf einer weiteren Strasse wieder. Das Einfachste war, wieder in die MTR-Station zu gehen, um den richtigen Ausgang zu wählen.

Die Idee war gut, doch bei der Umsetzung haperte es etwas, denn unsere Octopus-Karten wurden beim Hinausgehen nicht akzeptiert. Sofort waren hilfsbereite Aufseher zur Stelle, die uns sagten, dass wir zwei Minuten warten müssten, bis das System einen Durchlass zulassen würde. Noch vor Ablauf der Zeit winkten sie uns heran und wir waren endlich auf dem Weg in die bunte Welt des Vergnügungsparks.

Beim Ticketschalter erklärte man uns, dass die Delfinshow nicht stattfinden würde, aber wir waren da und wollten auch hinein, also kauften wir trotzdem unsere Tickets. Dann hiess es Anstehen, denn wir waren nicht die Einzigen, die Punkt 10:00 Uhr durch die Tore schreiten wollten.

Der Park bestand aus zwei Ebenen, die mit einer Gondelbahn und einem Zug miteinander verbunden waren. Der untere Teil, die "Waterfront" beherbergte mehrheitlich Attraktionen für Kinder und Tierhäuser, während der obere Teil, der "Summit" den wilderen Bahnen verschrieben war.

Wir waren mit bei den ersten, die mit der Cable Car auf die obere Etage schwebten. Die Aussicht auf das Meer und die Küste war wunderschön. Bevor der grosse Ansturm kam, wollten wir zum "Rainforest" und "Trill Mountain", doch beim "Summit Plaza" war Schluss. Die Bereiche öffneten erst um 11:00 Uhr. Kein Problem, dann schauten wir uns halt bei "Marine World" um.

 

marine world und adventure land

Dieser Teil bestand aus dem vorläufig geschlossenen "Ocean Theatre" und verschiedensten für uns zu "wilden" Bahnen wie eine Achterbahn (The Dragon), eine grosse Schiffschaukel (Crazy Galleon) oder einen Free Fall Tower (The Abyss). Das Riesenrad (Ferris Wheel) war genau nach unserem Geschmack und wir drehten zur Einstimmung damit eine Runde.

Obwohl wir wegen eines überdimensionalen Plastikhais am Eingang erst dachten, dass sich dort Attraktionen für Kleinkinder befanden, betraten wir zögerlich den "Shark Mystique". Eine faszinierende Unterwasserwelt erwartete uns. Über 100 Haie und Rochen zogen ihre Runden im riesigen Wasserbecken. Die Besucher wurden spiralförmig um das Becken geführt, so dass die Sägefische, Zebrahaie und viele andere Meeresbewohner erst von oben und schliesslich auf Höhe des Grundes beobachtet werden konnten. An den Wänden waren animierte Informationen über die Tiere und deren Lebensraum abrufbar.

Wir spazierten im unteren Bereich des Summit einen Weg entlang und kamen an eine Art Lagerhalle, die unser Interesse weckte. Darin befanden sich Delfine, die hier in einer Auffangstation aufgepäppelt wurden. Bis auf ein paar vereinzelte Besucher waren wir die Einzigen, die die Delfine beim Spielen beobachteten.

Weiter des Weges kamen wir ins "Adventure Land", wo wir eine Weile dem "Mine Train" zuschauten. Rolltreppen führten uns hoch zum "Pacific Pier", der sich wieder im "Marine World" befand. Nicht ganz so spannend, wie "Shark Mystique", aber auch sehenswert waren dort die Robben und Seelöwen.

  

rainforest

Nun war es deutlich nach 11:00 Uhr und wir versuchten ein zweites Mal unser Glück, in den "Rainforest" zu gelangen, was uns auch gelang. Wir entdeckten "The Rapids" und stellten uns für das Pseudo-River Rafting an. Die Besucherzahl hatte deutlich zugenommen, so dass wir einige Minuten warten mussten, bevor wir uns in die Fluten stürzen konnten. Auf dem Weg wurden Regenmäntel verkauft, die wir aber ablehnten - wo bliebe da der Spass? Endlich konnten wir in ein rundes Floss steigen. Mit uns an Bord waren drei Chinesen. Eine Frau wollte den Regenschirm aufspannen, um nicht von den Wasserpistolen am Wegesrand getroffen zu werden. Das wurde ihr aber untersagt und so begann die Fahrt. Bereits bei der ersten Wasserattacke war ich klitschnass und auch Reiner bekam einiges ab. Wir hatten einen Heidenspass mit den drei Chinesen, obwohl wir uns überhaupt nicht verstanden. Am Ende standen wir wie begossene Pudel da und waren froh um die Sonne, die unsere Kleidung hoffentlich schnell trocknete.

polar adventure

Nass wie wir waren, besuchten wir ausgerechnet erst den Nord- und dann den Südpol. Die Pinguine und Polarfüchse wären sehr süss gewesen und hätten bestimmt auch mehr Aufmerksamkeit verdient, als wir bereit waren, ihnen zu geben, aber wir mussten aus der Kälte raus. Damit war der Summit für uns abgeschlossen und wir fuhren mit dem Ocean Express an die Waterfront.

 

amazing asian animals

Endlich ging es zum Highlight des Tages, dem Giant Panda. Ying Ying oder Le Le - ich konnte die beiden Pandas nicht auseinanderhalten - lag auf dem Rücken und kaute genüsslich seinen Bambus. Leider und zum Glück waren die Chinesen nicht sehr geduldig. Leider, weil sie einen ständig auf die Seite zu drängen versuchten, zum Glück, weil sie nach einmal Knipsen wieder weg waren. Noch putziger, als die grossen Pandas, waren die roten Pandas, die ebenfalls in dem Haus ihren Platz hatten.

 

Anschliessend an das Panda Village lag der "Goldfish Treasures". Hunderte von Goldfische gab es hier zu bewundern. Für die chinesische Kultur steht der Goldfisch für Frieden und anhaltenden Wohlstand, weshalb er für die Chinesen eine grosse Bedeutung hat. Mir haben die Fische schon auch gefallen, aber da ich mit der chinesischen Kultur nicht verwurzelt bin, konnte ich mit diesen Tierchen eher weniger anfangen.

Dafür drängte ich Reiner, nochmals zu den Pandas zu gehen. Die Idee war gut, denn so konnten wir beobachten, wie ein Wärter per Hundepfeife mit einem der roten Pandas kommunizierte. Er hatte eine Transportbox dabei, die er offen bei sich stehen hatte. Als er eine grosse Handbewegung vom Panda zur Transportbox machte, marschierte der Kleine los, setzte sich in die Box und schaute frech heraus. Er schien sich zu freuen, ins Schlafrevier zu kommen. Auch der grosse Panda tigerte nun an der Tür herum, er war wohl hundemüde von dem ewigen Kauen und Herumliegen.

 

aqua city

Obwohl uns bereits die Füsse wehtaten, konnten wir noch nicht heimgehen, ohne das grosse Aquarium im "Aqua City" gesehen zu haben. Allerdings war die Warteschlange riesig und wir waren unschlüssig, ob sich das Warten lohnen würde. Wir entschieden uns dafür. Während ich mich aufregte, dass die Chinesin hinter mir immer dicht aufschloss, so dass sie mich berührte, konnten wir beobachten, wie eine Frau sich vordrängelte, indem sie unter den Absperrseilen hindurchkroch. Lachend zeigte sie sich in Siegespose ihren Mitreisenden gegenüber. Doch das Lachen war nicht von langer Dauer: Eine Aufsichtsperson hatte das gesehen, pflückte die Frau heraus und schickte sie ans Ende der Schlange. Dasselbe Prozedere wiederholte sich noch einmal, danach hatte ich die Frau nicht mehr gesehen.

Als wir endlich im Aquarium angekommen waren, konnte ich mich nicht entscheiden, ob sich die Warterei nun gelohnt hatte. Ich glaube, ein nächstes Mal würde ich mit dem Aquarium starten, denn es ist auf jeden Fall sehenswert und sehr gut gemacht, aber nach einem Tag in den Beinen nicht mehr das grosse Vergnügen.

Müde, aber zufrieden, verliessen wir den Park. Uns hatte der Besuch sehr gefallen und ich finde, er ist das Geld wert. Vor allem die Häuser mit den Tieren waren für uns die Höhepunkte, aber auch die Fahrt mit "The Rapids" hatte riesigen Spass gemacht.


mittwoch - der blogger und der grosse buddha

Dreiviertel der Ferienzeit war bereits verstrichen und wir hatten noch so viel nicht gesehen, was es Interessantes in Hongkong gab. Und es war Zeit, wieder mal im Tim Ho Wan in Sham Shui Po frühstücken zu gehen. Danach nahmen wir den Bus nach Tung Chung.

der zuvorkommende busfahrer

Wir wussten, dass es eine längere Fahrt werden würde, also setzten wir uns auf unsere Lieblingsplätze und ich fotografierte die Strassen und Häuser. An irgend einer Haltestelle rief der Busfahrer von unten herauf, dass hier Endstation sei und wir aussteigen müssten. Ich fragte ihn, ob denn der Bus nicht nach Tung Chung fahren würde. Doch, aber auf der anderen Seite, antwortete er. Ich war verwirrt und fragte nach dem genauen Abfahrtsort und er erklärte, dass er in fünf Minuten von hier losfahren würde. Wir könnten in der Zwischenzeit den Laden oder die Toiletten aufsuchen, was wir auch machten. Als wir die Toiletten verliessen, winkte er uns, deutete zum Ausgang des Ladens und führte uns zu seinem Bus. Wir bedankten uns herzlich bei ihm und stiegen wieder ein. Nach einigen Minuten Fahrt registrierte ich, dass wir an denselben Gebäuden vorbeifuhren, wie eben schon. Erst da kapierte ich die Antwort "andere Seite" des Busfahrers. Wir hatten es wieder einmal geschafft, den Bus in die falsche Richtung zu nehmen. So hatten wir richtig viel Zeit für Sightseeing.

crystal cabin

In Tung Chung angekommen, mussten wir uns erst orientieren, wo denn nun die Talstation der Ngong Ping Cable Car war. Mit einem kleinen Umweg fanden wir sie und fanden uns wieder einmal in einer Warteschlange wieder. Ich wollte unbedingt mit der Crystal Cabin fahren, das war eine Gondel mit Glasboden. Der Preis war zwar unverschämt viel höher, als mit einer normalen Gondel, aber ich erhoffte mir eine tolle Aussicht. Nun gab es drei verschiedene Warteschlangen: Eine für die normalen Gondeln, eine für die Crystal Cabin und eine für Gruppen. Alle drei mussten etwa gleich lang warten.

Vor uns war ein grosser Amerikaner mit breiten Schultern. Ich half ihm, sein Armband das uns als Crystal-Cabin-Berechtigte kennzeichnete, zu schliessen und er bot uns im Gegenzug einen Kaugummi an. Ebenfalls in der Reihe vor uns waren einige Personen mit Kinderwagen und ich hoffte, unsere Kabine nicht mit einem solchen teilen zu müssen, denn dann hätten wir nichts von dem teuren Glasboden gehabt.

Wir hatten Glück und wurden mit dem Amerikaner und zwei asiatischen Pärchen hochgefahren. Der Amerikaner filmte mit einer 360-Grad-Kamera, sprach "live on facebook" und fand alles "amazing" und "breathtaking". Wenn man ihm zuhörte, konnte man meinen, man sei in einem Actionfilm. Zwischendurch sollten wir vor der Kamera unseren Enthusiasmus zur Schau stellen, doch ich fühlte mich total unwohl. Ich mag nicht gefilmt zu werden und schon gar nicht übertriebene Phrasen von mir zu geben. Trotzdem fand ich die Situation auch irgendwie witzig und die Aussicht auf den Hafen, die Hügel und den grossen Buddha sehr schön.

 

ngong ping village

In Ngong Ping Village erwartete uns ein Dorf voller Restaurants, Läden und Kühen. Wie selbstverständlich wanderten sie durch das Dorf und über den grossen Platz, grasten an der Seite und fanden es überhaupt nicht lustig, von den Touristen fotografiert zu werden, ansonsten waren sie sehr friedlich.

 

Da sich die Sonne hinter dem berühmten Tian Tan Buddha befand, lag er im Schatten und sein Gesicht war schlecht zu erkennen. Nächstes Mal müssen wir früher aufstehen. Trotzdem war es eine imposante Erscheinung und auf jeden Fall sehenswert.

 

Wir gingen den Pfad der Weisheit und beim Rückweg besichtigten wir das farbenfrohe Kloster. Viele Bereiche waren für Touristen nicht zugänglich, so begnügten wir uns mit einem Blick in die Grand Hall of Ten Thousand Buddhas des Po Lin Klosters, der Aussenansicht und dem Beobachten der Leute auf dem Platz davor.

      

Der Tag neigte sich dem Ende zu und wir steuerten die Ngong Ping 360 an. Dieses Ziel hatten unzählige andere auch und warteten auf die Abfahrt, während wir mit unserem Crystal Cabin-Bändchen einfach an ihnen vorbeispazieren konnten. Nun waren wir richtig froh, etwas mehr Geld in die Hand genommen zu haben. Unsere Mitreisenden, zwei Franzosen und ein asiatisches, aber nicht chinesisches Pärchen, waren sehr angenehme Personen, so dass ich die Fahrt sehr geniessen konnte. Langsam begann die Sonne unterzugehen und der Himmel färbte sich in ein leuchtendes Orange.

 

symphony of lights

Diesmal nahmen wir nicht den Bus, sondern die MTR bis zur Hong Kong Station und gingen von dort zum Star Ferry Pier. Inzwischen war es ziemlich dunkel geworden und die Lichter der Hochhäuser kamen wunderbar zur Geltung. Für die Fahrt rüber nach Tsim Sha Tsui war leider kein Fensterplatz mehr frei, dafür fanden wir ein schönes Plätzchen am Kowloon Public Pier, um das Symphony of Light zu geniessen. Die tägliche Lichtershow war gratis und wurde durch Musik untermalt. Auf dem Wasser fuhren Tschunken mit roten oder blau-weissen Segeln und kleinere sowie grössere Boote. Der gesamte Pier war von Menschen gesäumt. Als das Spektakel vorbei war - wobei ich die Show an sich nicht ganz so spektakulär fand - strömten die Leute in alle Richtungen davon. Am Fussgängerstreifen war kaum Platz genug für alle die Menschen, die gleichzeitig die Strasse überqueren wollten. Irgendwann verteilte sich das Ganze und wir beschlossen den Abend mit einem leckeren Essen in einem einfachen, aber guten Restaurant.

    


donnerstag - tempel, kloster und gartenanlagen

Nach einem weiteren vorzüglichen Frühstück im Dim Sum King bei uns um die Ecke, fuhren wir mit der MTR zur Station Wong Tai Sin. Den gleichnamigen Tempel fanden wir gleich neben dem Ausgang.

wong tai sin tempel und good wish garden

Der Tempel beheimatete gleich drei Religionen: Den Taoismus, den Buddhismus und den Konfuzianismus. Jeder Wunsch sollte wahr werden und so verwunderte es nicht, dass sich die reich verzierten Gebäude grösster Beliebtheit erfreuten.

Als eine der wenigen westliche Touristen wurde mir bewusst, wie gläubig die Chinesen waren. Hände, Füsse und Bäuche von Figuren wurden gerieben, so dass diese Stellen hell glänzten. Überall knieten Leute im Gebet, warfen Stäbchen für die Wahrsager oder brannten Räucherstäbchen ab. Es war eine faszinierende und fremde Welt, auf die wir uns trotz der vielen Menschen einliessen und uns von der Stimmung mitreissen liessen.

   

Besonders lange verweilten wir an einer Stelle mit drei durch Kordeln verbundene Statuen. Vorwiegend junge Frauen banden rote Schnürchen an die Kordeln, so dass diese dick umhüllt waren. Zwischen Gebeten folgten die obligaten Selfies. Auch wir durften uns als Fotografen betätigen. Zum Dank erklärte eine der jungen Frauen aus Shenzhen, dass sie hier um eine gute Ehe baten beziehungsweise dass ihnen das Schicksal einen guten Mann bringen sollte.

 

Hinter der Tempelanlage befand sich der Good Wish Garden. Farbenprächtige Pavillons und Brücken zierten den Teich mit riesiegen Koikarpfen darin. Schade war, dass mehrere Teile des Gartens wegen Umbaus gesperrt waren. Der Garten strahlte eine unglaubliche Ruhe aus, die sich auf uns niederschlug.

Völlig entspannt gingen wir in die Mall etwas trinken und eine Kleinigkeit essen. Als wir fertig waren, rollte ein Wagen mit Gebäck an uns vorbei. Ein betörender Duft stieg in unsere Nasen und obwohl wir satt waren und der Stand unscheinbar war, erstanden wir einen Pinapple Bun gefüllt mit Durian, der Stinkfrucht. Genüsslich teilten wir uns diese Köstlichkeit. Ich glaube, es gibt keine bessere Pineapple Buns auf der ganzen Welt, als diese!

minibusfahrt

Ein paar hundert Meter vom Tempel entfernt fanden wir die Bushaltestelle, von welcher der Bus zum Chi Lin Nunnery, einem bekannten Nonnenkloster führte. Einen kleinen Schreck bekam ich, als mir klar wurde, dass es sich hierbei um einen Minibus handelte, denn in diesen musste dem Fahrer gesagt werden, wo er zu halten hatte. Ob wir das hinkriegen würden?

Trotz der Bedenken stiegen wir ein und setzten uns auf die zwei einzigen freien Plätze - ich neben einen jungen Mann, der mit seinem Handy beschäftigt war. Etwas nervös verfolgte ich unseren Standort auf der online-Karte, um an der passenden Stelle Stop zu rufen in der Hoffnung, dass der Busfahrer das verstehen würde. Mein Sitznachbar fragte nach unserem Ziel und bot an, den Busfahrer zu informieren. Er stieg mit uns aus und zeigte uns den Weg zum Kloster und wo sich der dazugehörige Garten befand. Dankbar verabschiedeten wir uns von dem Studenten, der sogar ein paar Brocken deutsch konnte und machten uns auf zum Kloster.

chi lin nunnery und der nan lian garden

Die Gebäude waren sehr schlicht in dunklem Holz gefertigt und wirkten in meinen Augen sehr edel. Ein grosser Teil der Anlage durfte nicht fotografiert werden, was wir selbstverständlich respektierten, genauso wie wir aus Respekt den Gläubigen gegenüber auf das Fotografieren von betenden Personen verzichteten.

 

Auf der gegenüberliegenden Strassenseite, etwas versetzt zum Kloster, befand sich der riesige Nan Lian Garden, etwas vom Schönsten, das ich in dieser Art gesehen hatte. Besonders hübsch war ein goldgelb leuchtender Pavillon, der mit gebogenen, rotem Brücken übers Wasser erschlossen war. Die Sonne stand perfekt, so dass der der Pavillon wundervoll angestrahlt wurde und aussah, als sei er aus purem Gold.

   

Auf dem weiteren Weg durch den 3.5 Hektar grossen Garten kamen wir an Felsen, Wasseranlagen und wundervollen Pflanzen vorbei. Ein Ort, um der Hektik der Gossstadt entfliehen zu können und auf jeden Fall ein Besuch wert.

Im goldenen Licht fuhren wir mit dem Bus zurück nach Hong Kong Island.

 


freitag - letzter tag

Da der nahegelegene Dim Sum King dem berühmten Tim Ho Wan in nichts nachstand - abgesehen von den BBQ Pork Buns - verbrachten wir den letzten Morgen unserer Ferien dort bei Dim Sum und Milk Tea. Danach checkten wir aus und deponierten unsere Koffer an der Rezeption.

wan chai market

Wir nahmen das Tram bis zur O'Brien Road. Erst streiften wir durch einen kleineren Markt und dann durch den bei Einheimischen beliebten Wan Chai Market. Ich bewaffnete mich mit der Kamera, getraute mich aber nicht zu fotografieren, weil ich mir wie ein Spanner vorkam.

Bald schon hatten wir genug halbtote Fische, frisches Gemüse und unbekannte Lebensmittel gesehen. Wir stiegen in den Bus und fuhren zum Hong Kong Park.

hong kong park

Ich sagte zu Reiner: "Komm!", stieg aus und merkte erst jetzt, dass Reiner mich nicht gehört hatte und beinahe weitergefahren wäre. Im letzten Moment hüpfte er aus dem Bus und wir gingen lachend in den Park.

In einem Teich sonnten sich viele Schildkröten. Beim Tai Chi Garden überlegte ich mir, den Aussichtsturm zu erklimmen, entschied mich aber vernünftigerweise dagegen. Weiter des Weges betraten wir ein Haus voller Orchideen und etwas weiter eine Voliere. Unser Hauptziel, der Walk-through-Aviary war unweit davon entfernt.

     

Es handelt sich dabei um eine Art riesige, betretbare Voliere mit exotischen Vögeln darin. Bereits nach dem Eingang auf Höhe der Baumwipfel kam ein frecher, weisser Vogel angeflogen und präsentierte sich selbstbewusst. Wir verbrachten Stunden damit, die Vögel zu beobachten. Einige Papageien liessen sich von Wärtern sogar füttern und stellten sich als Fotomodelle zur Verfügung. Rund 15 Meter tiefer, für Besucher nicht zugänglich, wurden grad Pelikane geduscht, was ihnen offensichtlich sehr gefiel. Auf Tafeln waren die verschiedenen Vögel beschrieben. Erst da fiel mir auf, wie viele verschiedene Exemplare hier ihren Lebensraum hatten.

        

Wir spazierten noch etwas weiter durch den schönen Park. Als wir einmal auf einer Bank Platz nahmen, schlenderte ein Paar vorbei, das uns schon gestern im Nan Lian Garden aufgefallen war. So klein ist also die Welt.

st. john's cathedral

In der Nähe des Hong Kong Parks befand sich die St. John's Cathedral. Für eine Kathedrale war sie ganz schön klein. Schnell hatten wir das Gebäude besichtigt und warteten auf den Bus. Viele andere warteten ebenfalls vergeblich. Es war Rush hour und in der Befürchtung, der Bus, wenn denn endlich einer käme, würde voll sein, gingen wir zu Fuss zum Central.

versöhnung mit central

Noch war eine Menge Zeit, bevor wir Richtung Flughafen aufbrechen mussten. Die Sonne war beim Untergehen und tauchte die Wolkenkratzer in ein herrliches Licht. Wir beobachteten die Leute, die von der Arbeit kamen und zur MTR eilten. Selber hatten wir es nicht eilig. Irgendwann, es war nun dunkel, schlugen auch wir den Weg zur MTR ein. Uns kamen Ströme von Leuten entgegen, die alle zur roten Linie in Richtung Kowloon wollten. Die Abgänge waren verstopft und wir waren froh, dass unsere Linie wesentlich weniger frequentiert war.

 

heimreise

Neben dem Hotel war ein Pacific Coffee, wo wir ein letztes Mal etwas trinken gingen. Alle 20 bis 30 Minuten fuhr ein Bus zum Flughafen. Wir suchten uns eine Verbindung heraus und gingen 15 Minuten vorher zum Hotel, um unser Gepäck zu holen. Als wir die Strasse zur Bushaltestelle überquerten, sahen wir grad den Bus abfahren. Eine frühere Linie hatte wohl Verspätung. An der roten Ampel musste er halten, um uns Fussgänger passieren zu lassen. Der Chauffeur sah uns mit dem Gepäck und liess uns mitten auf der Strasse einsteigen. Das war echt nett.

Die Fahrt zum Flughafen dauerte ein Weilchen. Ich konnte mich von Hongkong verabschieden und die Ferien Revue passieren lassen. Zwei Wochen Hongkong waren bereits vorbei und es gab noch so viel, was ich nicht gesehen hatte.

Ich freue mich auf das nächste Mal. Es werden bestimmt wieder um die zwei Wochen Aufenthalt sein, denn das war perfekt für uns. Wann das sein wird? Wir werden sehen…

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