flamingos & gnus
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zum 50sten in der serengeti

"Baobab Sense - 18 Tage Wunderwelten-Reise" versprach uns Chamäleon-Reisen, der Berliner Reiseveranstalter, mit dem wir bereits in Südafrika unterwegs waren.

Bis wir unsere Füsse auf tansanischen Boden stellen konnten, vergingen viele, viele Stunden die aus einer Zugfahrt, zwei Flügen und ewigen Wartezeiten bestanden. Als wir am Bahnhof in Basel eine Verspätung des ICE angezeigt bekamen, fanden wir uns besonders clever, zwei Stunden Reserve eingerechnet zu haben. Doch bereits am Badischen Bahnhof waren wir wieder pünktlich und somit durften wir diese zwei Stunden in Frankfurt absitzen. Wer konnte auch ahnen, dass ausgerechnet bei unserer Fahrt, die Deutsche Bahn pünktlich sein würde?

Beim Security Check wurde Reiner auserkoren, im Beisein zweier bewaffneter Polizisten, sämtliche Geräte anzuschalten. Als er den E-Reader starten wollte, sahen die Polizisten den Ruhebildschirm des Tolinos und meinten schmunzelnd: „Schon gut, das schläft!“

 

Irgendwann startete die Maschine der Ethiopian Airlines mit uns an Bord nach Addis Abeba. Die verhältnismässig grosse Beinfreiheit war das einzig Positive an dieser Fluggesellschaft. In punkto Service, Komfort und vor allem dem Essen war noch Verbesserungspotential vorhanden.

Frühmorgens in Äthiopiens Hauptstadt, von der wir bloss den Flughafen kennenlernten, warteten wir rund dreieinhalb Stunden auf den Anschlussflug. Jedes weisse Paar erwog ich als potentielle Mitreisende, denn wir hatten erneut eine Gruppenreise gebucht. Da drüben, sahen die nicht aus, wie ein Rüdiger und eine Katja? Oder diese könnten Monika und Kurt sein…

 

Ein paar Stunden später stiegen wir am Kilimanjaro Airport aus dem Flugzeug und wurden von einer feuchten Hitze beinahe erschlagen. Es herrschte Hektik. Barsch wurden alle darauf hingewiesen, sich die Hände zu desinfizieren. Danach füllten wir in dichtem Gedränge die Formulare für das Visum aus. Das Formular war ein anderes, als das von Chamäleon zur Verfügung gestellte Beispiel. Dieses war trotzdem eine wertvolle Hilfe.

Wir stellten uns in eine lange Schlange. Uns fiel eine Frau mit Namensschild „Chamäleon“ auf, die eine Liste mit Namen einer anderen Reisegruppe hochhielt. Obwohl unsere Namen nicht drauf standen, händigten wir ihr unsere Pässe, die Visaanträge und je 50 USD aus. Mit seltsamem Gefühl, so ohne Ausweispapiere, warteten wir vor der Visavergabe. Nach einer gefühlten Ewigkeit bekamen alle ausser mir die Pässe und eine Quittung zurück. Leicht neurotisch fragte ich nach meinem Pass. Die Frau machte nicht den Eindruck, als ob sie meine Verzweiflung beeindrucken würde, kam aber dann mit meinem Pass an. Glücklich nahm ich das rote Büchlein entgegen und bald schon klebte das Visum mit meiner grimmigen Visage und einem Stempel darin. Von jetzt an durfte ich für 90 Tage in Tansania bleiben.

Wir schnappten unsere Reisetaschen und sahen am Ausgang jemanden mit einem Chamäleon-Schild stehen. Es war unser Reiseleiter, der sich als Salim vorstellte. Drei Paare warteten bereits und wir gesellten uns zu ihnen. Es waren Carmen und Hape aus Essen, Moni und Kurt aus Frankfurt sowie Katja und Rudi aus Bayern. Wir warteten rund eine Stunde auf Monika und Hanspeter aus der Schweiz, die die Chamäleon-Frau übersehen hatten und somit ewig für das Visum anstehen mussten.

Obwohl die inländische Währung Tansania Schilling war, hatten wir nur US Dollars dabei, denn die Ein- und Ausfuhr von Tansania Schilling war untersagt. Mir gefiel der Gedanke nicht, in einer Parallelwährung zu bezahlen, deshalb wollte ich wenigstens ein paar Dollar wechseln. Es gab am Flughafen jedoch keine Wechselstube und auch Salim reagierte auf die Frage verhalten. So musste dieses Vorhaben warten.

In der Kaliwa-Lodge am Fusse des Kilimanjaro angekommen, trafen auch Angie und Heinz aus der Nähe von Rosenheim ein. Sie hatten ein Vorprogramm gebucht und wurden separat hergefahren. Nun war die Bande komplett.

Die Kaliwa-Lodge befand sich in Machame auf 1300 Meter Höhe. Die Bungalows waren im Bauhaus-Stil erbaut und bestanden aus zehn modern eingerichteten Zimmern. Das Highlight war eine grosse, holzbeplankte Terrasse mitten im Wald Weru Weru mit Blick auf den majestätischen Kilimandscharo - wenn er denn nicht wie bei unserer Ankunft im Dunst verborgen war.

Zum Abendessen gab es unter anderem Ugali, ein fester Maisbrei, der Hauptbestandteil der Ernährung in Tansania und vielen anderen afrikanischen Ländern war. Salim zeigte uns, wie von Hand gegessen wurde, aber ausser Reiner liess sich niemand so richtig darauf ein. Auch ich griff bald wieder zum Besteck, weil ich mir vor den anderen etwas seltsam vorkam, mit Händen zu essen. Schade eigentlich, denn auch das gehörte zur Kultur eines fremden Landes.

 


Am nächsten Morgen stand ich früh auf, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Kurz nach 6:00 Uhr war ich auf der Terrasse und freute ich mich, den Kilimandscharo zu sehen. Die anderen folgten mir nach und nach. Das anschliessende Frühstück war genau nach meinem Geschmack. Besonders angetan hatte es mir eine herrliche Maracuja-Marmelade, die erfrischend fruchtig und überhaupt nicht süss war.

      

Frisch gestärkt brachen wir zu einer Wanderung auf. Wir waren im Gebiet der Chaggas, einer der grössten Stämme in Tansania, unterwegs. Auch Hillari, unser heutiger Guide, und sein Freund Edmund gehörten dem Stamm der Chaggas an. Im Wald wuchsen vor allem Bananen und Kaffee, aber auch andere Früchte und Pflanzen. Wir sahen Affen herumtoben, Eichhörnchen von Ast zu Ast springen und viele Chagga-Frauen, die schwere Lasten die teils steilen Wege hinauftrugen. Bei den Chaggas waren es in der Regel die Frauen, die arbeiteten, weil sie besser verdienten, als die Männer.

   

An einer Schule machten wir Halt, um mehr über das Bildungswesen zu erfahren. Die Schule wurde von Chamäleon unterstützt. Die Kinder freuten sich, uns zu sehen und klatschten jeden von uns ab. Sie posten vor den Kameras, wollten die Ergebnisse sehen und ein Junge versuchte mir eine Heuschrecke unterzujubeln, die ich dankend ablehnte.

Mit sieben Jahren kamen die Kinder für sieben Jahre in die Primarschule. Es gab viele dieser Schulen, so dass die Fusswege kaum mehr als zwei Kilometer betrugen. Wer die Prüfung bestand und die finanziellen Möglichkeiten hatte, konnte in die Sekundarschule, in der ausschliesslich in Englisch unterrichtet wurde. Diese Einrichtungen waren viel seltener, so dass lange Schulwege in Kauf genommen werden mussten. Hin und zurück legte Hillari einen täglichen Fussmarsch von 57 Kilometern zurück, wie er uns erzählte.

      

Die Kinder hatten Mittagspause und viele waren auf dem Heimweg, als wir weiter gingen. Sie grüssten alle fröhlich und ein Mädchen ging an Katjas Hand. Als ich sie anschaute, streckte sie mir die andere Hand entgegen und so wanderten wir zu dritt minutenlang still nebeneinander her. Salim fragte das Mädchen, ob es denn auch wirklich noch auf dem richtigen Weg wäre, was es bestätigte. Als wir abbogen, liess es die Hände los und ging alleine weiter, nicht ohne sich immer wieder nach uns umzudrehen.

  

Die Wanderung war sehr schön, auch wenn es inzwischen ziemlich warm war. Nur der Durst plagte mich und so langsam wäre ich froh, wenn eine Toilette in Sicht käme. Zum Mittagessen sollte es zu Mama Rosa gehen, worauf ich mich sehr freute. Da einige von uns nicht gut zu Fuss waren, verschob sich die Pause in den Nachmittag. Das erste kalte Kilimanjaro-Bier war eine herrliche Erfrischung. Zu essen gab es einheimische Kost, die mir sehr mundete. Vor allem das Pilau, das aus gut gewürztem Reis und in diesem Fall Rindfleisch bestand, schmeckte mir sehr. Zum ersten Mal konnte ich auch den Okraschoten etwas abgewinnen, die ansonsten nicht zu meinen Lieblingsgemüsen gehörten.

Die Mama Rosa war eine Frau Mitte 80 mit weissem Haar, schwarzem Gesicht und wie es sich für eine richtige Mama gehörte, war sie etwas mollig. Rudi ging zu ihr hin und sagte: "Ich bin da Rudi!", worauf sie meinte, dass sie einen "Damudi" kenne. Von da an war unser Rudi nur noch "Darudi".

Zum Abschluss des Mittagessens bekamen wir die Spezialität der Chaggas, das "Mbege" zu probieren. Dabei handelte es sich um ein Bananenbier - ein Gebräu aus Bananen und Hirse. Ich glaube, es war Carmen, die den ersten Schluck probierte und das Gesicht verzog. Das Getränk sah gewöhnungsbedürftig aus, da die gemahlene Hirse darin herumschwamm und es roch rauchig. Ich war positiv überrascht ab dem Geschmack. Es schmeckte säuerlich und rauchig, aber nicht bitter, wie ich befürchtet hatte. Reiner mochte es sogar ganz gerne und erfreute unsere Gastgeber, indem er sein Glas erneut füllen liess. Alle anderen verzichteten dankend und griffen wieder zu Bier, Cola oder Wasser. Auch ich würde mir kein Mbege bestellen, konnte es aber ohne Probleme trinken.

  

Von der Mama Rosa aus war es nicht mehr weit zur Kaliwa-Lodge, wo wir uns mit Marvin, dem deutschen Hotelmanager unterhielten. Wir hatten bereits jetzt festgestellt, dass wir den Bedarf an Ein-Dollarnoten für diverse Trinkgelder deutlich unterschätzt hatten. Deshalb wechselte uns Marvin eine grössere Note in einen Stapel dieses begehrten Papiers.

Zum Sonnenuntergang waren wir wieder auf unserer geliebten Terrasse, von welcher aus der Kilimandscharo in schönem Licht erstrahlte. Auch das heutige Abendessen mundete allen, was mir sehr gefiel, denn ich finde es schlimm, wenn gemeckert und gemosert wird.

   


Der neue Tag begann für mich wieder mit einem Sonnenaufgang auf der Terrasse. Moni war auch bereits unterwegs und so leuchtete ich uns mit der Taschenlampe des Handys den kurzen Weg dahin.

Nach dem Frühstück erwarteten uns Ibrahim und Abuu mit zwei Toyota Landcruiser. Es waren die Fahrer während unseres Aufenthalts auf dem Festland. Monika, Hanspeter, Angie, Heinz, Reiner und ich stiegen in eines der beiden Autos ein. Die anderen setzten sich ins zweite. Wir hatten mit Abuu als Fahrer eine gute Wahl getroffen, wie wir später noch feststellen konnten.

Als erstes fuhren wir zu einer Kaffeefarm, wo uns Joss begrüsste. Er war Kaffeefarmer. Von ihm lernten wir alles über Arabica, der hier angebaut wurde. Vom Pflücken der roten Beeren über das Schälen der Früchte, dem Fermentieren, dem erneuten Schälen und anschliessenden Rösten bis hin zum Trinken des fertigen Kaffees konnten wir jeden Schritt nachvollziehen. Wir rochen nach dem Rösten auf offenem Feuer wie Rauchwürstchen, waren aber um einiges gescheiter, als vorher. Wenn man bedachte, was für eine riesige Arbeit hinter einem Kilo roher Kaffeebohnen steckte, so kam es einem wie Hohn vor, dass für ein Kilo Kaffee gerade mal 1 USD bezahlt wurde. Und das soll nachhaltig produzierte Ware sein!

           

Zum Mittagessen spazierten wir durch den Wald zum Haus der Familie. Ein paar Stühle standen im Freien und bald schon wurde ein Buffet mit lokalen Köstlichkeiten aufgebaut. Die drei Reiseleiter Salim, Abuu und Ibrahim sassen dicht gedrängt auf einer Holzbank. So unterschiedlich sie aussahen, so sehr konnte man erkennen, wie gut sich die drei verstanden. Sie seien drei "Kakas" - Brüder - erklärten sie uns. Abuu war Araber, Salim gehörte einem Bantu-Stamm an und Ibrahim kam nochmals von einem anderen Stamm, den ich mir nicht merken konnte. Wie uns von verschiedenen Seiten immer wieder erklärt wurde, verstanden sich alle Menschen in Tansania gut, egal welcher Religion oder welchem Stamm sie angehörten. Ich wünschte, dass bei uns das genauso wäre und niemand wegen seiner Religion oder Hautfarbe diskriminiert würde.

     

Zum Abschluss des Essens gab es auch hier das berühmte Bananenbier. Diesmal "verfeinerte" Salim es mit einer Flasche Konyagi, einem einheimischen Zuckerrohrschnaps. Vom Schnaps merkte ich nicht viel und die anderen rümpften trotzdem noch die Nase, fanden das "Mbege" aber einen Hauch besser, als gestern. Bananenbier wird wohl nie deren Lieblingsgetränk werden.

Nun fuhren wir nach Moshi, der Hauptstadt der Verwaltungsregion Kilimandscharo, um über den Markt zu schlendern. Abuu grüsste links und rechts, denn er wohnte unweit des Marktes und kannte viele der Leute auf der Strasse. Die mehrheitlich muslimischen Händler wollten nicht fotografiert werden oder wollten Geld dafür sehen. Ich liess mein Handy in der Tasche stecken. Zu zwölft und mit Guides zu fünfzehnt durch einen engen Markt zu gehen, war nicht das einfachste Unterfangen. So interessant es einerseits war, so froh war ich, als wir dem Trubel entschwanden. In einem Café tranken wir Kaffee und für die Nicht-Kaffeetrinker gab es einen herrlich scharfen Ingwertee. Wir sassen alle in der Front eines kleinen Gebäudes, da kam ein Afrikaner und fotografierte uns. Wir spotteten, dass wir dafür Geld haben wollten, was er ignorierte und weitere Fotos schoss.

   

Zurück bei der Lodge sassen wir noch lange zusammen und hörten uns Rudis Geschichte über seine Vergangenheit an, wie er aus der DDR geflohen war und welche Steine man ihm dabei in den Weg gelegt hatte.

Auch das heutige Abendessen, das wir draussen einnehmen durften, war wieder sehr schmackhaft. Moni, Kurt, Salim, Reiner und ich plauderten danach noch ein Weilchen, ehe wir ein letztes Mal in dieser Lodge schlafen gingen.


Bereits vor dem Frühstück sollten wir unsere Reisetaschen vor die Zimmer stellen, damit sie abgeholt werden konnten. Als wir gegessen und ausgecheckt hatten, stand sämtliches Gepäck bereit zum Einladen. Aber was war das? Meine Reisetasche, die ich neu gekauft hatte, gab es in dreifacher Ausführung! Eine davon war etwas kleiner, aber eine sah genau gleich aus, wie meine. Sie gehörten Angie und Heinz, die vor Reiseantritt beim selben Händler ihre Neuanschaffung getätigt hatten. Von nun an hiess es jedes Mal das Etikette prüfen, ob der richtige Name drauf stand. Witzigerweise waren es auch Angie und Heinz, die wie wir noch eine Verlängerungsnacht in Sansibar gebucht hatten.

 

Bereits gestern hatten wir ausgemacht, dass wir im Auto rotieren würden. Heute sassen wir vorne und morgen würden wir ganz hinten sein. Wir fuhren mit Abuu bis zu einem Massai-Markt, wo Ziegen und Schafe verkauft wurden. Die Massai mochten nicht fotografiert werden. Katja und Rudi hielten nichts vom Verbot, ich machte bloss Bilder aus der Ferne. Wir schlenderten über den Markt und fragten nach dem Preis eines Schafes. 80 USD sollte es kosten, doch wir kauften keins. Mir gefiel es, kurz in das richtige Leben der Massai einzutauchen. Sie trugen traditionelle Kleidung mit Schuhen aus Autoreifen und tippten auf ihren Handys rum, was etwas skurril wirkte.

   

Der nächste Stopp war bei einem Kulturmarkt. Ibrahims Auto war nicht da, er war beim falschen Markt abgebogen. Als wir weiterfahren wollten, kam die andere Gruppe Eis-schleckend an. Nun mussten wir weitere Zeit hier verbringen. Hanspeter war darüber nicht sehr glücklich, während Angie und Heinz munter weiter einkauften. Reiner und ich setzten uns zu den Guides in den Schatten. Wir bekamen etwas geröstete Maniok mit Chilisalz ab, was sehr gut schmeckte. Es wurde entschieden, dass wir hier unseren Lunch einnehmen würden. Jeder bekam eine Blechbox mit Sandwiches, Frühlingsrolle, Banane, Fruchtsaft, Keksen, einem Ei und einer Karotte.

 

Das Gespräch fiel auf den gestrigen Besuch der Kaffeefarm. Als wir im Kreis herum gesessen waren und den Ausführungen über den Kaffee gelauscht hatten, soll wohl die Erde gebebt haben. Die Erde hätte gezittert, die Vögel wären verstummt, nur ich hatte nichts gespürt. Oder ich hatte es gespürt, konnte es aber nicht zuordnen. Abuu und Ibrahim seien auf dem Boden gelegen und hätten geschlafen, als es geruckelt habe und am Abend sei es in den Nachrichten gekommen. Durch die Verschiebung der tektonischen Platten komme es mehrmals im Jahr zu einem leichten Erdbeben.

Auf der Weiterfahrt waren viele Polizeikontrollen. Bei einer wurden auch wir kontrolliert, durften aber bald wieder weiterfahren. Als wir die geteerte Strasse verliessen, sahen wir bereits die ersten Tiere: Warzenschweine, einen Wasserbock mit Jungem und Zebras konnten wir ausmachen. Ich freute mich schon riesig auf die Safaris. Genau genommen waren wir bereits auf Safari, denn "Safari" heisst "Reise". Worauf ich mich wirklich freute, waren die Pirschfahrten.

Wir checkten in der Tarangire Simba Lodge ein. Es handelte sich um eine Tented Lodge, das heisst, das Bad war fest installiert, aber der Rest bestand aus einem grosszügigen, strohgedeckten Zelt. Die Dusche war draussen, aber uneinsehbar - herrlich! Der Name "Tarangire" teilt sich in zwei Wörter: Tara ist der Fluss, der durch die Gegend fliesst und Ngiri ist das Warzenschwein. Der Name war dann auch Programm, denn in und vor der Anlage streiften immer wieder Warzenschweine herum. Da wir uns mitten in der Wildnis befanden, war es uns nicht erlaubt, alleine in der Dunkelheit draussen herumzuspazieren. Wir wurden von Massai in unsere Zelte gebracht.

Am Morgen danach erzählte Rudi, dass er Löwen brüllen gehört habe, aber auch davon hatte ich wie vom Erdbeben nichts mitbekommen.

     


Endlich brachen wir zur ersten Pirschfahrt auf. Noch vor dem Eingang zum Tarangire-Nationalpark konnten wir eine Horde Meerkatzen beobachten. Neben Zebras, Impalas, Elefanten, diversen Vögeln und weiteren Tieren gab es auch besondere Bäume zu bestaunen. Zu erwähnen gab es den Leberwurstbaum, der seinen Namen den Früchten verdankte, die wie Leberwürste an den Zweigen hingen. Ein anderer Baum war der Baobab, der Afrikanische Affenbrotbaum. Sein dicker Stamm war sehr auffällig und wenn seine Äste keine Blätter trugen, erinnerten sie an Wurzeln. Eine Legende sagt:

"Gott pflanzte den Baobab mitten in den Regenwald. Schon bald begann der Baum wegen der hohen Luftfeuchtigkeit zu jammern, da setzte Gott ihn auf einen Berg. Doch auch das war dem Baobab nicht recht. Er meckerte, weil es zu hoch und zu zugig sei. Da wurde der Schöpfer wütend, riss den Baum aus und setzte ihn kopfüber in eines der trockensten Gebiete, das er finden konnte. Deshalb ist der Affenbrotbaum heute der einzige Baum, der verkehrt herum wächst."

         

Unsere Reise hiess "Baobab Sense", also war es nur richtig, vor dem eindrucksvollsten dieser Bäume ein Gruppenfoto schiessen zu lassen. Bald schon standen auch andere Touristen vor UNSEREM Baum und liessen sich ablichten. Wir lenkten uns ab, indem wir einer Leopardenschildkröte folgten, die sich aus dem Staub machen wollte. Doch wir waren schneller. Die Meute machte ihr Angst, die Schildkröte versteckte ihren Kopf im Panzer. Nach einem Weilchen fasste sie Vertrauen und lugte wieder hervor.

                    

Das Highlight waren aber riesige Elefantenherden. Wir sahen mehrere hundert Elefanten während des Tages. Besonders toll war es, als eine Herde in einem fast trockenen Schlammloch gleich neben der Strasse ein Bad nahm.

           

Zum Picknick fuhren wir an einen Platz mit Tischen und Bänken sowie einer WC-Anlage. Unsere Guides deckten liebevoll den Tisch mit Tischdecken, Tellern und Besteck. Zu meiner grossen Überraschung gab es warmes Essen. Darunter war auch ein Pilau, das ich so mochte. Auch den beiden Fahrern schmeckte das traditionelle Reisgericht, denn sie schöpften Berge davon, während sie beim Fleisch und Gemüse nur bescheiden zulangten.

Etwas Negatives gibt es denn vom Park doch zu berichten: Es wimmelte von Tsetsefliegen. Sobald Bäume in der Nähe waren - beim Picknickplatz gab es zum Glück keine - setzten sich die Fliegen auf Arme, Beine, Bauch und stachen durch die Kleidung. Wir waren gewarnt, keine schwarzen und blauen Sachen anzuziehen, weil die Fliegen auf diese Farben besonders standen. Doch auch so fuchtelte jeder von uns mit den Armen, um die lästigen Biester loszuwerden.


Da bei Ibrahims Auto ein Sitz kaputt war, fuhr Salim bei Abuu mit. Damit nicht nur wir in den Genuss deutschsprachiger Ausführungen kamen, mussten wir heute ins Auto von Ibrahim steigen. Ich durfte auf den Vordersitz und hatte somit beste Aussicht, allerdings war das Aufstehen und aus dem geöffneten Dach schauen von der Position aus etwas schwieriger.

Der Lake-Manyara-Nationalpark war ein kleiner Park, der hauptsächlich aus einem See bestand. Uns begegneten Horden von Pavianen. Am See machten wir Halt, spazierten erst auf einen Steg, von wo aus wir in der Ferne ein paar Hippos ausmachen konnten und anschliessend zu einer heissen Quelle. Zum Glück waren hier die Tsetsefliegen ziemlich rar. Nur vereinzelt versuchte eine zu pieken.

                       

Die heutige Unterkunft war die Karatu Simba Lodge. Auch hier waren wir wieder in wunderschönen, festinstallierten Zelten untergebracht. Der Aufenthaltsraum und der gemeinschaftliche Aussenbereich gefielen mir sehr gut. Vor der Lobby war ein Shop untergebracht, den Angie und ich erkundeten. Im Gegensatz zu ihr wurde ich leider nicht fündig. Es gab zwar ein Tuch, das mir gefiel, aber so ganz passte es dann doch nicht.

 

Beim Abendessen - es gab wieder Buffet - diskutierten wir über die morgige Abfahrtszeit. Wir waren alle der Meinung, dass wir früher losfahren möchten, um möglichst viele Tiere zu sehen, doch 6:00 Uhr Frühstück und 6:30 Uhr Abfahrt war das frühste, das wir raushandeln konnten.


Wie erwartet, fuhren wir später los. Ibrahims Auto war geflickt, so konnten wir wieder bei Abuu zusteigen, den wir inzwischen ins Herz geschlossen hatten. Die Fahrt bis zum Eingang dauerte lange. Statt aber sofort auf den Kraterboden zu fahren, erhielten wir im Visitor Center noch Informationen zum Ngorongoro. Als wir endlich den Kraterrand erreichten, war es schon ganz schön spät am Morgen. Die Aussicht war toll, aber ich wollte Tiere sehen. Wir fuhren am Grab von Michael Grzimek und seinem Vater Bernhard Grzimek vorbei und endlich ging es hinab, auf die Ebene. Kaum unten angekommen, sahen wir dann auch die ersten Löwen. Es war ein Pärchen, das im Schatten lag. Nach einem Weilchen fuhren die anderen Autos weiter, doch Salim mahnte zur Geduld, denn ein Löwenpärchen wäre ungewöhnlich, ausser sie träfen sich zur Paarung. Und tatsächlich wurde das Warten belohnt und wir wurden Zeugen des kurzen Akts.

                

Wir machten keine spektakulären Sichtungen; keine Leoparden oder Geparden, Nashörner nur in weiter Ferne, aber die Tierdichte insgesamt war beeindruckend. Es gab keinen Moment, in dem wir nicht wenigstens ein paar Thomson-Gazellen oder einen besonderen Vogel sahen. Grosse Gnu- und Zebraherden mit neugeborenen Jungen begleiteten uns. An einem Hippo-Pool machten wir kurze Pause, danach ging es weiter zum Picknick, das auf dem Kraterrand stattfinden sollte. An einem Grasplatz hielten ein paar Autos wohl zum Lunch. Ich hatte das Gefühl, die Strasse wäre hier zu Ende, doch wir fuhren weiter. Auf der linken Seite stand ein weiteres Auto. Davor war ein gedeckter Tisch mit Stühlen und ein Buffet aufgebaut. Ganz schön gediegen hatten die es hier, dachte ich neidvoll. Wir hielten an und da wurde mir klar, dass diese gesamte Inszenierung für uns war.

                     

Auf dem Tisch standen kühle Getränke, im Schatten eines grossen Baumes sass eine Afrikanerin und webte Perlen zu Tischsets. Viele Marabus standen wie Butler herum und hofften, einen Happen abzubekommen. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als sie tatsächlich erfolgreich waren. Salim wollte aufspringen, besann sich aber anders und sah mit besorgtem Blick zu, wie der eine oder andere Leckerbissen an die hässlichen Vögel verfüttert wurde. Einer, ich glaube, es war ein Milan, bediente sich hingegen selber, indem er von Hanspeters Teller ein Hühnerbein stahl, als dieser sich vom Buffet an den Tisch begeben wollte. 

Unweit der romantischen Szenerie ging ein Elefant vorbei, die Marabus schauten uns weiter zu und viele kleine Vögel sassen über uns auf dem Baum. Meine Knöchel juckten. Irgendwas musste mich gestochen haben. Ob es Mücken, Tstetsefliegen oder Flöhe in dem hohen Gras waren, konnte ich nicht ausmachen.

                 

Auf der Weiterfahrt begegneten wir nochmals zwei schlafenden Löwen. Wir kamen an einem See mit rosa Flamingos vorbei und dann war die Pirschfahrt im Ngorongoro-Krater bereits vorbei. Wir passierten mehrere Massai-Hütten und mussten uns durch eine Rinderherde kämpfen. Abuu kannte kein Erbarmen und rammte die Kühe beinahe, als er an ihnen vorbeifuhr.

             

Wir kamen in der Ngorongoro Safari Lodge an, die zu Zara Tours gehörte, die im Auftrag von Chamäleon unsere Tour durchführte. Die Zelte standen auf Stahlstelzen und waren über je eine Treppe erschlossen. So konnten die Tiere ungestört unter den Unterkünften hindurchspazieren und die Besucher waren vor ihnen geschützt.

Wir wurden mit gerösteten Nüssen vor dem Gemeinschaftszelt empfangen. Die Essen wurden im Zelt serviert. WLAN war in dieser Unterkunft keines verfügbar. Es hätte zwar eines gegeben, doch es funktionierte nicht. So benutzten wir die Handys ausnahmsweise bloss zum Fotografieren.

Durch die beachtliche Höhe war es hier etwas kühler, so dass ich positiv überrascht war, nach dem Nachtessen eine warme Bettflasche in unserem Bett vorzufinden.

 


Nach dem Frühstück ging es los. Mitten in einem kleinen Dorf hielten wir zum Tanken an. Tankstelle sah ich aber weit und breit keine. In einem Holzhüttchen lagerten Benzinkanister, welche via einer abgeschnittenen PET-Flasche in den Tank gefüllt wurden. Sehr abenteuerlich.

Während des Tankens liessen sich Carmen und Hape mit einem Massai fotografieren und investierten dafür ein halbes Vermögen.

       

Ich war super gelaunt, denn ich freute mich auf die Tiere. Momentan war die "Great Migration" im Süden der Serengeti. Tausende von Gnus und Zebras waren auf ihrer Reise zum saftigsten Gras unterwegs. Ausserdem war Geburtszeit, so dass wir viele Jungtiere sehen konnten. Es dauerte auch nicht allzu lange, da beobachteten wir vier Löwen unter einem Baum. Wir kamen sehr nah an die schönen Tiere heran. Eine der Katzen war mit einem GPS-Sender ausgestattet.

             

Mit Blick auf einen See machten wir ein Picknick. Salim bereitete eine Decke aus, auf die wir uns setzten, um die Reste von gestern zu verspeisen. Katja wäre gerne zum See spaziert. Sie hatte wohl vergessen, dass sich unweit der Picknickstelle Löwen befanden und jede Menge andere wilde Tiere unterwegs waren. Die riesigen Gnu- und Zebraherden bestaunten wir dann auch lieber vom Auto aus.

Bald schon waren wieder Löwen auszumachen, doch Abuu sah aus dem Augenwinkel zwei Löwinnen ein Zebra jagen. Er fuhr sofort zum Tatort. Ein paar Sekunden - maximal eine Minute - später waren wir da. Eine Löwin hatte die Tatzen auf den Hals des Beutetiers gelegt und biss zu. Eine andere Dame machte sich derweil an den Genitalien des Zebras zu schaffen. Erst schleckte sie und als sie dann beherzt zubiss, schlug das halbtote Zebra heftig aus. Die Löwin wich den Hufen aus und biss wieder zu, während die andere Löwin weiterhin an der Gurgel hing. Nach rund zehn Minuten war das Zebra tot und die Löwin, die die Kehle zugedrückt hatte, völlig ausser Atem. Die andere tat sich weiter genüsslich an dem Zebra und schlitzte das Tier schliesslich auf, um an die Innereien zu gelangen, die zu den Delikatessen gehörten. Ein anderer Löwe näherte sich dem Kadaver, wurde jedoch sofort verjagt, also legte er sich in den Schatten der inzwischen grossen Anzahl von Autos.

Für mich war es sehr spannend zu sehen, wie die Nahrungsbeschaffung in der Natur vonstatten ging, aber Angie und Monika hatten Mühe zuzusehen. Katja erzählte uns später, dass es ihr so auf den Magen geschlagen hatte, dass sie noch Tage später daran zu knabbern hatte.

     

Wir kamen zu einer Ranger-Station, wo Salim uns offiziell anmelden musste. Der Serengeti-Nationalpark war sehr teuer. Pro Person waren 76 USD fällig und pro Nacht, die im Park verbracht wurde, musste die Lodge nochmals 50 USD pro Nase abliefern.

Die Serengeti Safari Lodge war dann auch der pure Wahnsinn! Wir wurden von Massais mit einem Tanz begrüsst und von einem von ihnen in unser luxuriöses Zelt geführt. Es gab zwei grosse Himmelbetten, eine Badewanne mit Aussicht auf die Serengeti, eine Innen- und eine Aussendusche und eine Terrasse mit herrlicher Aussicht. Hier liess es sich ein paar Nächte aushalten! Einzig das Abendessen fand ich nicht so prickelnd, da hatten wir bisher bessere Erfahrung gemacht. Wie in den Lodges zuvor, wurden wir auch hier von einem Massai zu unserem Zelt begleitet. Der Massai war unbewaffnet und ich fragte mich, was er getan hätte, wenn vor unserer Tür ein Löwe statt der zwei Diktiks gewartet hätte.

  


Endlich mal ging es noch vor Sonnenaufgang los. Heute waren wir nur zu viert im Toyota, weil Monika und Hanspeter mit Moni und Kurt eine Ballonfahrt unternahmen. Das war sehr angenehm, weil man etwas mehr Platz hatte, die Köpfe aus dem Dach zu strecken.

Der Sonnenaufgang war traumhaft. Ein Auto stand am Wegrand, um das Morgenrot hinter einem mickrigen Bäumchen zu beobachten, doch wir fuhren ein paar Meter weiter und hatten im Hintergrund eine stattliche Schirmakazie. Das andere Auto tat es uns gleich. Gute Wahl! Wir genossen das Spektakel, das nach kurzer Zeit schon wieder vorbei war.

 

Noch im schönen Morgenlicht entdeckte Abuu, unser Adlerauge, zwei Löwen-Mamas mit vier etwa einwöchigen und einem etwa einmonatigen Baby. Die kleinen tollten herum, ärgerten die Mama oder Amme - das war bei den Löwen nie klar auszumachen - indem sie deren Schwanz jagten. Es war eine Wonne, dem Treiben beizuwohnen. Als die Familie aufstand und davon ging, dachte ich, dass die Show zu Ende sei, doch sie bewegten sich lediglich ein paar Meter weiter. In der Ferne war ein Tier auszumachen und die Löwinnen überlegten, ob sich eine Jagd lohnen würde, entschieden sich jedoch dagegen.

Nach weiteren paar Minuten wechselten die Katzen die Strassenseite und bestiegen einen Felsen. Wir fuhren auf die Gegenseite des Gesteins. Inzwischen waren viele Autos um den Felsen versammelt, um die süsse Bande zu beobachten. Was nun folgte, überraschte mich sehr. Die beiden Löwinnen trennten sich von den Jungen, um ein Warzenschwein zu jagen. Als sich das grössere der fünf Babys auf die Strasse begab, jammerten die kleinen Kätzchen jämmerlich. Erst als ihre Schwester wieder bei ihnen war, gaben sie Ruhe und kletterten weiter auf dem Felsen herum.

     

Auf dem Weg zum Flughafen, um die Ballonfahrer abzuholen, begegneten wir einem Löwen, der sehr krank aussah und nochmals vier Löwen im hohen Gras, die kaum zu sehen waren. Ein Löwe lief vor uns auf der Strasse und schien uns überhaupt nicht zu bemerken. Oder es war ihm egal.  In der Ferne streiften zwei Geparden umher. Wir mussten uns jedoch beeilen, um nicht zu spät beim Flughafen anzukommen.

     

Die Ballooners waren jedoch noch nicht angekommen. So verweilten wir auf dem Picknickplatz und beobachteten Klippschliefer, die dort herumtollten. Als die vier Ausflügler eintrafen, fuhren wir für einen späten Brunch in die Lodge zurück. Es gab unter anderem Hühnchen, Omelette und Pommes frites. Anschliessend konnten wir bei einer ausgiebigen Siesta ausruhen, um dann auf die nachmittägliche Pirschfahrt aufzubrechen.

Der Höhepunkt der Nachmittagsfahrt war ein Gepard. Weiter ging es zu Fluss, an dem es fürchterlich stank. Viele Nilpferde tummelten sich im Wasser. An einem kleinen See standen Marabus herum, Elefanten, Giraffen und Gazellen zeigten sich zum Abschluss der heutigen Ausfahrt.

                   

In der Lodge erzählte uns Salim etwas über Tansania und ein paar ausgewählte Tiere. Zum Abendessen ging es heute in den Aussenbereich, wo ein Barbecue abgehalten wurde. Es war sehr gemütlich. Wir bekamen Massai-Tücher um die Schultern und das Essen schmeckte hervorragend. Besonders die Ziege oder das Lamm (mal wurde gesagt, es sei Lamm, dann Ziege…) war köstlich. Dazu gab es eine sehr scharfe rote Sauce, das müsste Pili Pili gewesen sein. Sie war gut, aber ich musste sie sparsam verwenden, da sie schon arg brannte.

 


Ich wachte auf und war plötzlich 50! Im Laufe der vergangenen Tage hatte ich das mal erwähnt und freute mich riesig, dass meine Mitreisenden an meinen Geburtstag dachten. Einer nach dem anderen gratulierte mir und während des Frühstücks sangen sie sogar für mich. Ich hatte einen Wunsch frei und wünschte mir einen Leoparden zu sehen.

Es dauerte nicht lange, da war es wieder mal Abuu, der auf einem Baum einen entdeckte. Das scheue Tier musste uns bemerkt haben, verliess den Baum und verschwand im Dickicht. Wir suchten nach dem Leoparden, konnten ihn jedoch nicht mehr entdecken.

   

Wir kamen wieder an den Fluss und der Gestank war das untrügerische Zeichen dafür, dass sich hier Hippos befanden. Tatsächlich badeten die dicken Tiere darin. Am Ufer sonnten sich Krokodile.

Noch viel mehr Nilpferde gab es an einem Hippo-Pool. Es befand sich dort ein Picknick-Platz, so dass wir aus dem Auto aussteigen und an den See heran gehen konnten. Es gab eine Abschrankung, die von vielen grosszügig ignoriert wurde. Unzählige Nilpferde badeten im Pool und auf der uns gegenüberliegenden Seite stieg eine Mama mit Baby-Hippo aus dem Wasser. Der "Serengeti-Duft" trieb mich immer wieder mal weg von der Szenerie, um frische Luft zu schnappen.

        

Auf einem Baum hing ein weiterer Leopard ab. Er war so weit von uns entfernt, dass wir ihn nicht beeindruckten. Mit blossem Auge war er kaum zu erkennen. Auch ein bisschen vorfahren brachte nicht viel. Reiner konnte ihn mit seiner digitalen Kompaktkamera ganz gut erwischen, so dass ich ihn mir wenigstens auf dem Foto anschauen konnte. Etwa eine halbe Stunde später hielten wir wieder an. Angeblich sässe bei einem etwas entfernten Baum ein Gepard im Gras. Ich fotografierte aufs Gratwohl los und konnte das Tier auch dort nicht wirklich erkennen.

  

Wir fuhren an einen Picknickplatz. Ausser einer WC-Anlage gab es hier auch einen Getränkewagen, der kühle Erfrischungen verkaufte. Was wir an Essen nicht schafften, bekam der Verkäufer, worüber sich dieser riesig freute.

Auf der Rückfahrt zur Lodge hielten wir wieder beim Flughafen. Salim musste die morgigen Flüge nach Sansibar bestätigen. Währenddessen setzten wir uns wieder auf den Picknick-Platz. Diesmal waren nur wenige Klippschliefer zu sehen. Dafür huschten Zwergmungos herum.

Auf einem Felsen in der Nähe der Lodge stand ein Klippspringer. Reiner gelang meiner Meinung nach davon das schönste Foto der Reise. Am Nachmittag waren wir dann zurück in unserer Unterkunft. Um 18:00 Uhr trafen wir uns zu einem Sundowner am Pool. Johnson, der Oberkellner, mixte uns einen hübschen Cocktail, der leider trotz Eiswürfel lauwarm war. Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, gingen wir in den Speisesaal. Noch bevor das Essen serviert wurde, stimmte Abuu ein Lied an, das sich anhörte wie eine arabische Version von "Bienchen Sum Sum Sum". Ibrahim setzte mit ein und nach ein paar Sekunden stiess Salim dazu und brachte den afrikanischen Touch und Rhythmus in den Song. So schön!

           
Nach dem Essen ging plötzlich das Licht aus und aus der Küche kam die gesamte Mannschaft singend heraus. Einer trug eine Torte und mir war sofort klar, dass die für mich sein musste. Johnson führte die Gruppe an, nahm die Torte ab und hielt sie diversen Gästen unter die Nase. Schlussendlich stellte er sie vor mich auf den Tisch. Sie war zweistöckig: Der untere Stock war viereckig, der obere rund und knallgrün. "Happy Birthday Gabriela" stand in blauer Schrift drauf und "Gabriela" in grüner auf dem braunen Kuchenteil. Ich freute mich wie ein kleines Kind und ich glaube, die anderen hatten auch Spass an der Aufführung. Nun war es an mir, den süssen Kuchen zu verteilen. Es war so viel, dass auch die anderen Gäste der Lodge ihren Teil abbekamen. Für mich war das ein unvergesslicher Geburtstag. Danke an alle, die dazu beigetragen haben!

 


Wieder einmal hiess es Taschen packen. Auf dem Weg zum Flughafen sahen wir noch ein paar letzte wilde Tiere. Wir kamen zu spät am Flughafen an, was aber niemanden zu stören schien. Dort wurde uns erstmal das Gepäck abgenommen und in einen kleinen Innenhof gestellt. Es war äusserst chaotisch. Eine Menschenschlange stand an, um in den Wartebereich zu gelangen. Sollten wir uns mitanstellen oder bekamen wir andere Bedingungen? Salim hatte mit einem Angestellten ausgemacht, dass unsere Taschen reingebracht würden. Sie wurden nummeriert und einen Abschnitt mit der Nummer erhielt der Besitzer der jeweiligen Tasche. Doch plötzlich meinte der Sicherheitsbeamte in schroffem Ton, dass jeder von uns sein Gepäckstück mitnehmen müsste. Für mich war das kein Problem, also verabschiedeten wir uns von Salim, Abuu und Ibrahim und gingen durch die Kontrolle. Carmen und Hape mussten ihre Koffer öffnen und wir standen dahinter an. Der Sicherheitsbeamte, der vorher so unfreundlich war, bat uns, unsere Reisetaschen auf einen anderen Tisch zu stellen, damit er uns höchstpersönlich kontrollieren konnte. Er war nun ein vollkommen anderer Mensch. Fragte uns, ob wir verheiratet wären und ob wir Kinder hätten. Als wir das erste bejahten und das zweite verneinten, fragte er, warum nicht. Es war kein Ausfragen, sondern Small Talk und richtig nett. Die Koffer mussten wir nicht öffnen, lediglich einen Reissverschluss des Rucksacks öffnete er und nahm meinen Pass heraus. Als ich sagte, dass das mein Pass sei und ich ihn noch brauchen würde, grinste er und unser Sicherheitscheck war beendet.

   

Nun mussten wir in einem kleinen Saal warten. Boardkarten hatten wir keine, was mich etwas erstaunte. Anzeigen oder so was ähnliches gab es auch keine. Ein paar Koffer waren bereits weg, andere hatten sie noch bei sich. Irgendwann bewegte sich etwas, aber das war ein anderes Flugzeug, in das die Passagiere einsteigen durften. Dann waren wir soweit. Wir gingen zu einer kleinen Maschine. Reiner setzte sich auf einen Exit-Platz, so dass wir grosse Beinfreiheit hatten.

Der Flug war sehr kurzweilig und der Service grossartig. Wir bekamen Wasser von einer herzlichen Flight Attendant. Die Aussicht rechts auf den Ngorongoro-Krater und links auf den Kilimandscharo war einmalig.

           


In Arusha gab es einen Zwischenhalt, wo wir dann mit Bordkarten ausgestattet wurden. Auch hier war es chaotisch, funktionierte aber alles hervorragend. Wir kamen in Sansibar an und mussten wieder ein Formular ausfüllen, obwohl wir bereits im Besitz eines Visums für Tansania waren. Das Formular wurde uns abgenommen. Kurze Zeit später standen wir in einer Halle mit diversen Koffern und Taschen. Unser Gepäck war noch nicht dabei. Es war heiss, hektisch und man wusste nicht, wo man stehen durfte und wo man wieder verscheucht wurde.

Als unsere Taschen kamen, schnappten wir diese und verliessen den Flughafen. Draussen warteten mit etwas Abstand zum Gebäude viele Reiseleiter mit Schildern in den Händen. Einer war viel näher und hielt ein Chamäleon-Schild hoch. Dann wurden Gepäckwagen hergeschafft und unsere Taschen darauf gestapelt. Mohamed, Saloum und Ali und noch ein Mann in weissem Gewand waren da und wieder weg, denn es war noch eine andere Chamäleon-Reisegruppe hier, die sie abholen mussten.

Wir fanden uns in einem klimatisierten Bus wieder, wo Ali, unser Reiseleiter für Sansibar, uns begrüsste. Er war mehr ein Entertainer, als ein Reiseleiter. Man wusste nie, wann er scherzte und wann er ernst war. Er führte uns ins Hotel Maru Maru in Stone Town. Im Innenhof erhielten wir Erfrischungen und dann ging es um die Zimmerverteilung. Ali hatte eine falsche Liste und musste erst die richtige beschaffen. Dann waren wir jedoch alle versorgt. Katja machte noch kurz den Vorschlag, dass wir uns alle, die wollten, um 19:00 Uhr auf der Terrasse treffen könnten, um gemeinsam dort zu essen.

  

Ich hatte jedoch bereits zu Hause ein Lokal ausgesucht, in dem wir das einzige Mal, wo wir "frei" waren, essen wollten. Eigentlich hatten wir vor, zu fragen, ob uns jemand begleiten wollte, doch auf einmal waren alle verschwunden.

So statteten wir uns mit einem Plan aus und zogen los. Als wir an einer Kreuzung den Stadtplan konsultierten, bot uns ein Mann mit Rastas Hilfe an. Ich fragte nach dem "Lukmaan Restaurant" und der Mann bot uns grosszügig an, uns den Weg zu zeigen. Eigentlich hätte es gereicht, wenn er uns erklärt hätte, wo wir langgehen sollten, aber was soll's. Er war ein Fischer und erzählte uns viel über Land und Leute. Auch er betonte wieder, wie hier verschiedenste Ethnien friedlich zusammen leben würden. Blöderweise hatten wir keine Ein-Dollarscheine mehr bei uns, Gelegenheit zum Wechseln in Tansania Schilling hatten wir auch noch nicht und ich machte mir Gedanken, wie wir ihn für seine Hilfe belohnen könnten. Ich stellte mir vor, im Restaurant Geld zu wechseln. Es kam anders: Er führte uns hinein und zeigte uns die Vitrinen und erklärte uns, dass er draussen auf uns warten würde, um uns danach die Stadt zu zeigen. Bevor wir etwas sagen konnten, war er weg.

Ein äusserst freundlicher Kellner kam und erklärte uns ausführlich sämtliche Speisen. Wir bestellten Tintenfisch für mich und einen gebratenen ganzen Fisch für Reiner. Dazu noch Pilau und je einen frischen Fruchtsaft. Das Essen war einfach köstlich, das Restaurant toll und der Preis sehr günstig. Als es ums Bezahlen ging, musste der Kellner die Dollar erst wechseln, da er nur Tansania Schilling hatte. Es war dringend nötig, Geld zu wechseln!

   

In der Zwischenzeit hatte unser "Reiseführer" draussen auf uns gewartet. Wir erklärten ihm, dass wir keine Zeit für eine Stadtführung hätten und morgen eh eine geplant sei. Er reagierte sauer. Die Sansibaren hätten nichts, bräuchten aber auch nicht viel und seien auch so zufrieden. Die Engländer hingegen hätten viel und seien unfreundlich. Vor dem Hotel gaben wir ihm zwei USD, welche wir als Wechselgeld nach Abzug des Trinkgelds zurück bekommen hatten. Der so "hilfsbereite" Fischer war damit überhaupt nicht einverstanden. Er wäre so weit mit uns gegangen und hätte so lange auf uns gewartet… Das ganze positive Erlebnis war damit für mich getrübt.

   

Um 9:00 Uhr war Treffpunkt für einen Stadtspaziergang. Wir baten Ali, uns zuerst zu einer Wechselstube zu führen und einen Stopp bei einer Apotheke einzulegen, da einige Bedarf an Medizin hatten. Rudi brauchte etwas gegen eine Verletzung, die er sich bei einem Sturz im Safariauto zugezogen hatte, Hanspeter litt unter Fieber, dann war da noch Übelkeit und Durchfall ein Thema. Ich selbst brauchte unbedingt eine Salbe gegen Mückenstiche, die mich seit dem Ngorongoro-Krater unheimlich plagten. Der ganze Körper war übersäht und gipfelte sich um die Knöchel. Der ägyptische Apoteker empfahl mir eine Creme und die Einnahme von antiallergischen Tabletten. Die Medikamente waren ziemlich teuer, wirkten aber Wunder. Schon bald nahm die Rötung ab und das Jucken hörte auf.

Es ging kreuz und quer durch die Stadt, vorbei an der katholischen Kirche St. Josef Kathedrale, die an einer Ecke fast an die Moschee grenzte. Ein Hindu Tempel war auch nicht weit davon entfernt, was wieder bewies, wie die verschiedensten Religionen friedlich nebeneinander leben konnten.

Beim Fischmarkt kauften wir nichts, jedoch bei den Früchten schlug Ali hin und wieder zu, um uns Exotisches zum Probieren zu geben. Interessant schmeckten frische sowie getrocknete Mangos mit Chilisalz.

                  

Im Zansibar Coffee House kehrten wir für eine Erfrischung ein. Wer Kaffee mochte, war dort bestens aufgehoben, denn manche meinten, dass sie dort den besten Kaffee ihres Lebens getrunken hätten. Es gab ausserdem eine Hibiskus-Minz-Limonade ganz nach meinem Geschmack. 

Verschwitzt und hungrig kamen wir im Hotel an. Wir gingen auf die Dachterrasse, um eine Kleinigkeit zu essen. Einer nach dem anderen folgte uns. Es dauerte ziemlich lange, bis das Essen kam und es war nichts Besonderes. Im Lukmaan Restaurant gestern war es wesentlich besser. Aber der Hunger war gestillt und wir bereit für einen Abstecher zu zweit in die Stadt mit dem Vorhaben, ein paar Dinge einzukaufen. In einem Laden wurden wir gefragt, woher wir kämen und als wir mit "Switzerland" antworteten, strahlte der Ladenbesitzer. Von da käme ja Shaqiri und als ich ihm erzählte, dass der Fussballer nur ein paar Kilometer von uns entfernt aufgewachsen war, konnte er es kaum fassen.

Mir war bereits auf dem gemeinsamen Stadtspaziergang ein Tuch ins Auge gefallen, das ich jedoch nicht die ganze Zeit mit mir herum tragen wollte. Als wir diesem Händler erneut begegneten, schaffte ich es sogar, den Preis um 30 Prozent runterzuhandeln. Beide waren glücklich. Nun wurde ich richtiggehend umschwärmt von Händlern, die mir hässliche Shirts "zum selben Preis" anboten. Wir konnten sie abwimmeln und noch etwas weiter zu bummeln, bevor wir ins Hotel zurückgingen, um uns frisch zu machen.

 

Um 19:20 Uhr holte uns Saloum, Alis Bruder an der Rezeption ab. Erst waren wir nicht sicher, ob es sich bei Saloum wirklich um den Bruder handelte oder nicht doch um Ali selbst, denn die beiden glichen sich wie ein Ei dem anderen. Beim genaueren Betrachten fielen dann doch Unterschiede auf.

Eigentlich wäre Ali unser Reiseleiter gewesen, doch da am Morgen Saloums Schwager verstorben war und dieser an dessen Beerdigung musste, tauschten die beiden Brüder ihre Touren ab. Ali fuhr Saloums Reisegruppe am Nachmittag zum Strandhotel, dafür begleitete uns Saloum zu der einheimischen Familie, bei der wir heute Abend zum Nachtessen eingeladen waren.

Im Dunkeln gingen wir ein Weilchen durch die Gassen, bis wir vor einem Haus stoppten. Eine Frau mit Kopftuch öffnete uns und bat uns die Schuhe auszuziehen. Aus einem Krug goss sie warmes Wasser auf unsere Hände, damit wir uns diese waschen konnten. Danach wurden wir ins Wohnzimmer geführt, wo auf dem Boden eine Decke ausgebreitet lag und darauf viele mit Strohhüten abgedeckte Teller und Schüsselchen standen. Am Rand der Decke waren Teller und Tassen gedeckt.

    

Gegessen wurde auf dem Boden sitzend von Hand. Saloum zeigte uns, wie das funktionierte. Die Gastgeberin hatte sich unheimlich viel Mühe mit den Speisen gemacht. Es gab Bananen in Kokossauce, Hühnchen, mit Hackfleisch gefüllte Sambusa (die tansanische Art der indischen Samosa), frittierte Fischbällchen, Okraschoten, Auberginen, Tintenfisch, Kartoffelsalat mit Fleisch, Pilau und Sesambrot. Zu trinken gab es neben Wasser einen Masala Tee. Wir waren uns alle einig, das war das beste Essen unserer Reise! Mit dieser Aussage brachten wir die Dame des Hauses in Verlegenheit, doch es musste einfach gesagt werden. Hanspeter war der einzige, der davon nichts mitbekam, denn er lag mit hohem Fieber im Bett. 


Am nächsten Morgen checkten wir aus, um zum Strandhotel zu fahren. Auf dem Weg hielten wir erst beim Dauhafen. Es herrschte reges Treiben. Arbeiter kamen und gingen oder bedienten sich an den Essensständen, wo Frauen diverse Speisen brutzelten. Es roch gut und sah auch lecker aus. Mit Säcken beladene Daus lagen im Hafen und viele Menschen standen mit Eimern hüfttief im Wasser, wir konnten jedoch nicht erkennen, was sie taten. Eines war offensichtlich, hier lag das Geld nicht auf der Strasse!

 

Der nächste Halt war bei einer Gewürzfarm mitten im Wald. Wir erhielten eine interessante Führung mit interessanten Erklärungen zu Nelken, Muskatnuss, Pfeffer und vielen weiteren Gewürzen. An einer Kokospalme hielten wir für eine Show des "Schmetterling-Mannes". Mit viel Radau kletterte er auf die Palme und vollführte Kunststücke und stiess laute Töne aus. Jeder von uns bekam eine Kokosnuss zum Trinken des Safts. Um das frische Fruchtfleisch auszulöffeln wurde auf innovative Weise ein Löffel aus der Schale der jungen Nuss geschnitzt. Zum Abschluss der Tour konnten wir die Gewürze kaufen und noch Fotos mit geflochtenen Kränzen und Hüten schiessen lassen.

       


Schliesslich kamen wir beim Pongwe Bay Resort an. Ich war froh um die Kofferträger, da der Weg aus feinstem Sand bestand und somit ein Rollen der Taschen nicht möglich war. Die Anlage war klein, aber sehr hübsch angelegt. Ein- und zweistöckige Gebäude bildeten die Unterkünfte rund um einen Pool mit Sprudelmöglichkeit. Auf dem Weg zum Meer befand sich das offene Hauptgebäude, welches sowohl die Rezeption wie auch eine Bar, Lounge und den Speisesaal beherbergte.

 

Dieses Gebäude war auch nach Beziehen unseres Zimmers im Erdgeschoss eines der zweigeschossigen Häusern unsere erste Anlaufstation. Wir waren inzwischen etwas hungrig und bestellten uns an der Bar Tintenfisch und Getränke. Danach belegten wir Liegestühle am schneeweissen Sandstrand und stürzten uns das erste Mal in die Fluten. Von Fluten konnte jedoch keine Rede sein, denn selbst bei Flut war das Wasser bis weit hinaus nur knie-, maximal hüfttief. Das wussten wir bereits vorher, denn jeder wies darauf hin, dass sich das Meer nicht wirklich fürs Schwimmen eignete. Was uns aber mehr überraschte war die Wassertemperatur. Noch nie war ich in wärmerem Wasser - nicht mal im Thermalbad.

 

Unserer Reisegruppe konnten wir nicht wirklich entfliehen, denn so gross war die Anlage nicht und wir wurden zum Essen zusammen gesetzt. Eine Flucht war auch nicht notwendig, denn trotz der Nähe liess man sich mehrheitlich in Ruhe und genoss den Sonnenschein, den Strand, das Meer, den Pool und das Essen. Von jetzt an war nur noch Relaxen angesagt.

Am ersten Abend gab es eine Massai-Show, die ganz nett anzuschauen war. Auch das Essen schmeckte sehr gut, wenn auch inzwischen etwas internationaler, als auf dem Festland und in Stone Town, wo wir vornehmlich Einheimisches serviert bekommen hatten.

Am nächsten Morgen war ich fast glücklich über die Bewölkung. So konnte ich ausschlafen und musste nicht den Sonnenaufgang fotografieren. Die Wolken verzogen sich aber bald und es wurde wieder ein wunderschöner Tag mit Sonnenschein, Pool und Strand.


Ganz anders sah es am Dienstag aus, wo ich regelrecht aus dem Bett in eine Hose hüpfte und an den Strand eilte, um die aufgehende Sonne zu beobachten. Es war traumhaft schön. Als ich ins Zimmer zurück kam, hatten wir kein Wasser. Die ganze Anlage hatte dieses Problem, das niemanden ernsthaft zu stören schien. Bevor wir um 9:00 Uhr für die Abfahrt zum Jozani-Wald aufbrachen, war das Wasser wieder da.

    

Wir hatten zu viert den Ausflug zum Jozani Chwaka Bay National Park gebucht. Rudi und Katja waren auch mit von der Partie. Mit einer bequemen, klimatisierten Limousine wurden wir abgeholt. Unser Guide hiess Ruben und war schon etwas älter. Er sprach ganz gut Deutsch und war sehr freundlich, ohne aufdringlich zu sein.

 

Zuerst führte er uns durch einen wunderschönen Mahagoni-Wald. Das satte Grün beeindruckte uns alle und wir genossen den Ausflug sehr. Eine Art Eichhörnchen, die eher wie Marder aussahen, tollten auf den Bäumen herum und etwas weiter auf den Baumkronen konnten wir scheue Colobus-Äffchen ausmachen. Ruben vertröstete uns, dass wir später noch nicht-ängstliche Exemplare viel näher sehen würden.

Nur ein paar Minuten später waren die Bäume voll von diesen niedlich Affen. Einige kamen sogar bis auf ein paar Zentimeter an uns heran. Sie waren im Gegensatz zu Pavianen oder Berberaffen äusserst freundliche Wesen und weder taten sie etwas, noch klauten sie irgendwelche Gegenstände.

       

Zum Abschluss des Ausflugs besuchten wir einen Mangrovenwald. Da es sich um fliessendes Gewässer handelte, waren keine Mücken dort anzutreffen, was die Reise sehr angenehm machte. Am frühen Nachmittag waren wir wieder in der Lodge, wo erneut das Wasser ausgefallen war.

   


Heute war Vollmond und es gab einen Swahili-Abend. Wir konnten uns von einem einheimischen Buffet bedienen und es wurden uns diverse Shows vorgeführt. Am meisten freute ich mich auf die Schlange, doch diese tat mir bisschen leid, denn der Schlangenbeschwörer ging nicht gerade zimperlich mit dem Tier um. Ich bekam sie um den Hals gelegt. Sie fühlte sich rauh an, nicht glatt, wie ich es von Schlangen gewohnt war. Vielleicht war sie sich am Häuten, aber mir schien eher, dass sie nicht besonders gut gehalten wurde oder sie möglicherweise krank war. Als der Schlangenmensch mir das grosse Tier abnahm, merkte ich, dass sie mich würgte. Er hatte Mühe, sie von meinem Hals loszubekommen. So wurde mir bewusst, welche Kraft so ein Tier hatte.

      

Auch am Dienstag erwartete mich ein herrlicher Sonnenaufgang. Ganz anders als gestern bot sich das Zusammenspiel von Wolken und farbigem Himmel. Rudi war mit seiner Videokamera ebenfalls am Strand. Für ihn und die anderen Mitreisenden war heute Abreisetag. Nur Angie, Heinz, Reiner und ich blieben noch eine Nacht länger. Um 13:00 Uhr gab es einen herzlichen Abschied, dann waren wir nur noch zu viert.

  

Für das Mittagessen bekamen Reiner und ich einen Zweiertisch, denn die anderen hatten bereits vorher gegessen, als wir noch gemütlich plantschten. Das Abendessen wurde uns an einen Vierertisch serviert. Ein Tag nach Vollmond wurde heute ein Blutmond erwartet. Wir bestaunten das Spektakel vom Strand aus. Ein schöner Abschluss einer tollen Reise.

   


Der letzte Tag brach an. Wie die anderen gestern, war unsere Abholzeit auf 13:00 Uhr terminiert, so dass wir den Morgen noch geniessen konnten. Das taten wir auch, denn wir mussten zum Glück unser Zimmer erst um 13:00 Uhr verlassen. Wir duschten und als wir fertig waren, stellten wir mit Schrecken fest, dass es heftig regnete. Ein richtiger Tropenregen prasselte auf unser Haus nieder und versetzte den sandigen Weg vor unserem Zimmer in einen fliessenden Bach. So schnell, wie der Regen gekommen war, so schnell hörte er auch wieder auf und als wir raus gingen, war der Sand wieder fast trocken.

Unser Fahrer war bereits eingetroffen, so dass wir etwas früher zum Flughafen aufbrachen. Wie gestern zum Jozani-Wald, wurden wir in einer bequemen Limousine chauffiert. Schulkinder gingen rechts und links die Strasse entlang. Es war wohl gerade Schulschluss. Ein Mädchen spazierte die längste Zeit vor uns mitten auf der Strasse und als der Fahrer es überholte, schlug es mit seiner Tasche gegen unser Auto. Ich hatte mich ziemlich erschrocken.

In Stone Town kamen wir nur sehr langsam vorwärts, denn die Strassen standen grösstenteils unter Wasser. Der Regen hatte die Gegend überschwemmt und durch den trockenen Boden konnte das Wasser nicht abfliessen. Schliesslich kamen wir dann am Flughafen an, wo uns sofort Kofferträger unser Gepäck abnahmen. Sie fuhren es ein paar Meter mit dem Wagen, um es uns am defekten Sicherheitscheck wiederzugeben - nicht ohne ein Trinkgeld zu kassieren.

 

Nach der Security mussten wir unser Gepäck einchecken. Da Angie und Heinz dieselben Taschen hatten, wie ich, mussten wir höllisch aufpassen, dass sie nicht verwechselt wurden. Die beiden wollten nämlich nach München fliegen und wir nur bis Frankfurt. Wir wurden alle vier gleichzeitig abgefertigt, und ich hatte Mühe, das Gepäck im Auge zu behalten, was mir aber trotzdem erfolgreich gelang - sehr zur Verwirrung des Angestellten, der die Kleber an den Taschen anbrachte.

Wo ging es nun lang? Es gab Schalter mit der Aufschrift "Immigration", aber wir wollten ja nicht einreisen. Wieder mussten wir ein Formular ausfüllen und bei der "Immigration" abgeben, um ausreisen zu können. Anschliessend waren wir in der kleinen Wartehalle, bis unser Flug aufgerufen wurde.

Ein paar Stunden später landeten wir in Addis Abeba, wo wir dreieinhalb Stunden Aufenthalt hatten. Diesmal mussten wir durch den Sicherheitscheck, wo wir ewig lange anstehen mussten. Das machte nichts, denn wir hatten ja Zeit.

Im Flugzeug sass die längste Zeit niemand neben uns. Ich schaute aus dem Fenster, von wo aus ich das Fingerdock beobachten konnte. Bei jedem Nachzügler befürchtete ich, dass er sich neben Reiner setzen würde. Als es hiess "Boarding completed" und noch niemand auf dem dritten Platz sass, jubelte ich innerlich. Doch dann kam noch jemand rennend ins Flugzeug und setzte sich … an einen anderen Platz. Wir hatten tatsächlich das Glück, zu zweit drei Plätze besetzen zu dürfen. So verlief der Flug einigermassen entspannt. Auch das Essen war besser, als auf der Hinreise.

In Frankfurt kamen wir etwas verspätet an. Wir verabschiedeten uns von Angie und Heinz und eilten zum Fernverkehrszug. Eigentlich hätte es auf den nächsten Zug gereicht, doch Baustellen und ein riesiger Personenstrom verhinderten ein zügiges Vorwärtskommen. Schliesslich waren noch zwei Minuten bis zur Abfahrt, da entschieden wir uns für eine spätere Verbindung. Reiner reservierte uns Sitzplätze und wir frühstückten erst etwas, bevor wir losfuhren. Die Reservation war eine gute Idee, denn sowohl der Zug nach Mannheim wie auch der Zug von Mannheim nach Basel waren sehr voll. Beide Male mussten wir Personen von unseren reservierten Sitzplätzen vertreiben.

Nach knapp drei Stunden Zugfahrt kamen wir müde und voller wundervoller Erinnerungen im Gepäck zu Hause an, wo uns ein beleidigter Kater nicht empfangen wollte. Ein paar Minuten später wich er uns nicht mehr von der Seite. Wenn es nach ihm ginge, dürften wir nie wieder weg, ich aber freue mich bereits auf die nächsten Abenteuer.

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