Kasha Katuwe Tent Rocks
Kasha Katuwe Tent Rocks

usa 2016 - reisebericht - Tag 11 - Page

tag 11 > page (so 22.05.2016)

Wieder stehen wir früh auf und können die letzten Züge des Vollmonds beobachten. Es sieht nach gutem Wetter für unsere Bootsfahrt zur Rainbow Bridge aus.

Wir wollen uns für den Weg zur Wahweap Marina bei Starbucks einen Kaffee holen. Im Internet sind die Öffnungszeiten mit 5:30 Uhr angegeben, doch als wir um viertel vor sechs ankommen, putzt die Bedienung gemütlich die Kaffeemaschine und würdigt uns und die anderen Wartenden keines Blickes. Nach rund fünf Minuten bellt sie, dass sie erst um sechs öffnen würden und die zugeteilte Bedienung nicht erschienen sei. Bei der unfreundlichen Art habe ich keine Lust zu warten, also holen wir unser Frühstück bei McDonalds.

Beim Lake Powell Resorts & Marinas kommen wir viel zu früh an, doch die ersten sind wir bei weitem nicht. Die Leute sitzen bereits mit Kaffeebechern in der Hand in der Lobby und warten auf das Check In. Wir bleiben stehen, denn es ist kein Plätzchen mehr frei auf den Polstern. Auf einmal springt eine Frau auf und stellt sich vor uns. Erst jetzt bemerken wir, dass sich hinter uns eine lange Schlange gebildet hat und wir somit die zweitvordersten sind, die für die Bordkarte anstehen.

Auf dem Weg vom Hotel zum Bootssteg begegnen uns viele Hasen. Das Internet verrät uns, dass es sich hierbei wohl um «Baumwollschwanzkaninchen» handelt oder auf englisch «Cottontail rabbit». Wir schaffen es trotz grossem Andrang auf das obere sonnige Deck und steuern zwei freie Plätze an. Fast hätten wir damit ein Familiendrama ausgelöst, indem wir vier Personen auseinandergerissen hätten. Wir sind gnädig und setzen uns eine Reihe weiter vorne hin, um die Familie zusammenzulassen.

Unterwegs gibt es via Headset eine Menge interessanter Informationen. So erfahre ich den Unterschied zwischen Mesa und Butte. Mesa – spanisch für Tisch – ist ein flacher Berg, dessen horizontale Fläche breiter ist, als die Schenkellängen. Beim Butte ist es umgekehrt: Die Schenkellängen sind länger als die obere Fläche. Und ich weiss nun, dass es sich bei einem Arch um einen Steinbogen handelt, der durch Wind gebildet wurde, während die Bridge durch Wasser zum Bogen geformt wurde. Auch die tragische Geschichte der Navajo-Nation und ihre Legenden sind sehr interessant.

An und für sich habe ich einen optimalen Platz, um die vorbeiziehenden Felsen zu geniessen und zu fotografieren – wenn da nicht ein unsympatischer Mann gewesen wäre, der sich genau vor meine Nase gestellt hätte und meint, stundenlang filmen zu müssen. Seinem Gesicht nach zu urteilen tippe ich auf einen Spanier. Ich versuche ruhig zu bleiben, was mir aber schwerfällt.

Besser gefällt mir ein anderer Gast. Ein älterer Harley-Fahrer mit dicken Ringen an jedem Finger und Tatoos auf den Armen, fotografiert die Landschaft mit seinem iPad.

Das Schiff beschleunigt überraschend schnell, bremst jedoch in der Nähe von Hausbooten jeweils ab, damit diese bei hohem Wellengang keinen Schaden nehmen. Auch den Seitencanyon, von wo es zu Fuss weiter zur Rainbow Bridge geht, gleiten wir wegen der Enge des Seeweges in langsamer Fahrt entlang. Die Stewardess oder was es ist, ermahnt uns, in eineinhalb Stunden – sprich 90 Minuten – zurück auf dem Schiff zu sein. Sie will keine Zeit nennen, weil das zu verwirrend wäre. Wir sind in Arizona gestartet, wo die Uhren gegenüber von Utah oder dem Navajo-Gebiet um eine Stunde zurückgestellt werden und befinden uns jetzt aber in Utah mit Sommerzeit.

rainbow bridge national monument (ut)

Die Rainbow Bridge befindet sich in einem Seitencanyon des Lake Powell. Sie ist mit einer Spannweite von 82 Metern und einer Höhe von 88 Metern die grösste natürliche Steinbrücke der Welt. Für die Navajo-Indianer ist sie ein Heiligtum. Sie nennen sie «Nonnezoshi», was so viel wie «versteinerter Regenbogen» bedeutet.Ausser mit einer Genehmigung der Navajo-Nation für eine mehrtägige Wanderung durch anstrengendes Gelände im Wüstenklima, kann die Rainbow Bridge nur über den Wasserweg erreicht werden. Von der Anlegestelle ist sie ca. 2 Kilometer Fussweg entfernt.

An der Anlegestelle trennt sich die Spreu vom Weizen. Die einen rennen los auf den kurzen Wanderweg, als ob es kein Morgen mehr gäbe, die anderen suchen noch die sanitären Anlagen auf, während die letzten langsam lostrotten. Wir gehören zu denen, die es gemütlich nehmen. Höflich bleiben wir stehen, wenn jemand fotografiert, um nicht ins Bild zu laufen. Nur beim vermeintlichen Spanier, der allerdings mit seiner Familie akzentfreies Deutsch spricht, spazieren wir absichtlich vor die Linse. Ich weiss auch, dass das kindisch ist und nichts bringt, aber ein klein wenig Rache muss sein.

Kurz vor Ende des Wanderwegs gibt es eine gedeckte Bank auf der wir es uns bequem machen und warten, bis sich die Sonne zwischen den inzwischen aufgezogenen Wolken hervorgetraut. Die Natursteinbrücke ist von hier aus bestens zu sehen, nur das Licht ist nicht optimal. Als der Zeitpunkt gekommen ist, wo die Wolke die Sonne freilässt, springe ich auf und fotografiere das beeindruckende Naturwunder.

Wir kommen mit einem sehr sympathischen älteren Paar ins Gespräch. Sie kommen aus Bayern und wussten lange nicht, ob sie überhaupt würden reisen können, da beide eine neue Hüfte bekommen hätten und er sich ausserdem noch einer Herzoperation unterziehen lassen musste. Es ist sehr nett mit beiden über vergangene und künftige Reisepläne rund um die USA und Schwarzafrika, sowie Familiengeschichten zu plaudern.

Wieder beim Schiff angekommen gibt es riesige Diskussionen um die Sitzplätze. Bereits vor Verlassen des Boots hat die Frau gesagt, dass es keine reservierten Sitzplätze gäbe. Es gelte «first come, first served». Schliesslich findet doch jeder einen Platz und die Rückfahrt könnte losgehen – würden da nicht drei Passagiere fehlen. Die Crewmitglieder zählen mehrmals durch und kommen immer wieder darauf, dass wir drei Personen zu wenig sind.

Mit grosser Verzögerung wird das Schiff dann doch noch gestartet und wir peilen den Rückweg an. Doch das Problem mit den Vermissten scheint noch nicht gelöst zu sein. Jeder Passagier muss seinen Namen und die Anzahl der Personen, die mit ihm reisen, auf einen Zettel schreiben. Ob nun die drei evaluiert werden können oder nicht, erfahren wir dabei nicht oder ich habe es nicht gehört.

Wir kommen zu einer Stelle, die mir bei der Hinfahrt nicht aufgefallen ist. Sie ist durch mehrere Bojen abgetrennt und es gibt eine Anlegestelle. Aha, unser Schiff muss aufgetankt werden. Viele Leute steigen aus, wir aber bleiben und belauschen einen Österreicher, der einem Deutschen erklärt, dass ein halber Tag mehr als genügend Zeit sei, den Zion National Park zu erkunden.

Die zunehmende Wolkendecke und der Fahrtwind geben zusammen eine kühle Mischung, so dass ich langsam aber sicher zu frieren beginne. Sogar mit Regenjacke über dem T-Shirt schlottere ich letztendlich so sehr, dass ich ganz froh bin, als die ansonsten herrliche Fahrt zu Ende ist.

Im Auto kann ich mich schnell wieder aufwärmen, denn dieses stand den ganzen Tag in der prallen Sonne und auch die paar Wolken konnten dem nichts anhaben. Wir fahren zum Lone Rock Beach am Lake Powell und geniessen den Rest des Nachmittags.

Für das Abendessen suchen wir uns das El Tapatio aus. Tripadvisor meint, es handle sich um das drittbeste Restaurant in Page. Die Fotos versprechen eine kitschig kindliche Umgebung, trotzdem wollen wir da hin.

Mir gefällt das Ambiente richtig gut. Nicht, dass ich sowas zu Hause haben möchte, aber hier finde ich die bunten Rücklehnen der Bänke und Tischtücher super. Der Kellner ist äusserst zuvorkommend und witzig, sodass wir uns auf Anhieb wohl fühlen. Leider ist auch die zu den Taco Chips gereichte Salsa so lecker, dass wir uns bereits davon fast sattessen. Als die Margaritas kommen, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. Der Kellner grinst und murmelt etwas das so klang wie «viel Tequilla». Ja, viel Tequilla in einem riesigen Glas. Bei uns würde damit eine halbe Armee bedient werden.

Reiner getraut sich an Enchiladas mit Mole, einer Schokoladensauce, und ich bestelle einen Seafood Burrito. Die Grösse der Teller steht dem Margarita in nichts nach. Die Schokoladensauce ist extrem lecker und auch mein Seafood ist so zart und saftig, dass ich nicht aufhören kann zu essen, bis ich fast platze. Entweder haben wir Glück mit dem Essen oder wir haben mit dem El Tapatio eines der besten mexikanischen Restaurants gefunden, die es gibt.

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